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Fürstenstein, altberühmt durch die Belagerung von 1308; am Westende desselben Gebirgszuges über Kleinlützel Blauenstein; jenseits der Birs, das weite Laufener Blachfeld vom Berge her überschauend, das Stammschloß Rudolfs von Neuenstein.

Am 30. Dezember früh zogen die Basler aus und legten sich mit den Truppen der Herzogin in drei Abteilungen vor die Burgen. Die Kanonen taten das Nötige; noch am Abend dieses Tages fiel Neuenstein in die Hände der Belagerer; die Besatzung wurde nach Basel gebracht, um dort nach Urteil und Recht den Tod zu leiden.

Am Tage darauf, am letzten Tage des Jahres, wurde bei einbrechender Nacht Blauenstein gewonnen; aber das Haus war leer. Die Besatzung, worunter Rudolf von Neuenstein selbst, hatte sich, während die Belagerer zu Abend aßen, in der Dunkelheit davon schleichen können. Beide Burgen wurden sofort in Brand gesteckt, und die Belagerer zogen nun zu den Uebrigen vor Schloß Fürstenstein, das am längsten Stand hielt. Sieben Büchsenmeister, alle von Basel, waren hier an der Arbeit. Die Mannschaft der Herzogin bestand aus hundertundfünfzig Elsässer Bauern unter der Führung des Herrn Smasman von Rappoltstein und einiger Edeln. Nach dem raschen Ueberwältigen der beiden andern Burgen waren die Belagerer hier umso ungeduldiger; der starke Nebel hinderte das Schießen; das Volk wollte stürmen. Man wußte, daß Heinrich zu Rhein mit Reisigen und Knechten in der Feste war; sie hatten entweichen wollen, aber waren entdeckt worden und hinter die Mauern zurückgewichen. „Sie gäben uns gern das Haus auf, wenn wir sie des Lebens trösten wollten“, schrieb Basel, während die Belagerung noch dauerte, am 5. Januar 1412 den Freunden von Bern und Solothurn. Aber noch am Abend dieses Tages fiel auch Fürstenstein; die Eingeschlossenen ergaben sich. Der Herr von Rappoltstein hatte Namens der Herzogin ihnen Gnade schenken wollen; die Basler Hauptleute verlangten ihren Tod. In heftigem Wortwechsel stritten sich Claus Hüller und Hüglin zum Schiff mit dem Rappoltsteiner, bis dieser zuletzt zornig ausrief: „Sider ir nit anders wellent, so wil ich by solichem nit sin“ und mit den Seinen aus dem Lager ritt. Die Gefangenen, auch Heinrich zu Rhein, wurden auf der Stelle enthauptet.

Im Februar sodann brach Henman Pflegler der Büchsenmeister Fürstenstein ab.

So schaffte sich Basel Ruhe. Innerhalb eines Zeitraums von wenig mehr als einem Jahre hatte es vier Burgen in seiner Nähe gebrochen, dem

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/409&oldid=- (Version vom 1.8.2018)