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zu sein, im übrigen aber eine Verständigung mit den Zibollen gefunden zu haben; er erneuerte und erweiterte ihnen jetzt und in den folgenden Jahren ihre Pfandschaften. Der alte Vater Jakob hatte hieran keinen Teil mehr; er war mit den Söhnen entzweit, aber auch mit der Stadt zerfallen, deren Bürgerrecht er aufgeben wollte. Der Rat tat ihm den Willen nicht, gebot ihm heimzukehren und gehorsam zu sein.

Aber Graf Herman von Sulz nahm die für ihn unverbindliche Abmachung nicht an und behielt Steineck, Altenstein und was er sonst noch den Zibollen und andern Baslern genommen hatte, in Händen, trotz Basels Forderungen und Klagen. Die Lage verschärfte sich dadurch, daß auf Mahnung Straßburgs, an dessen Angehörigen sich Sulz ebenfalls vergriffen hatte, Basel ihm am 9. Januar 1411 förmliche Feindschaft ansagte.

Aber was tat ihm dies, solange die Stadt nicht zu den Waffen griff? Er war und blieb im Vorteil; er war beweglich, er hatte überall seinen Anhang, und täglich konnte er die Basler aufs empfindlichste treffen, wenn er einen der Ihren auf dem Kaufmannswege fand.


Und gerade jetzt traf dieselbe Widerwärtigkeit auch noch von einer andern Seite ein, zur größten Ueberraschung Basels. Am 17. April 1411 wurden mehrere Kaufleute aus Basel und Freiburg i/U. auf offener Landstraße unweit Breisach von einer Gesellschaft Adeliger überfallen, beraubt und in Gefangenschaft fortgeführt. Die Täter waren Herzog Reinhold von Urslingen und Brun Werner von Hornberg; als der Rat von Basel diese wegen des Ueberfalls zur Rede stellte, erhielt er vom Herzog die Antwort, er habe die Basler niedergeworfen wegen der Ansprache, die Hans Gruber an die mit Basel befreundeten Städte Bern, Solothurn und Zürich habe. Dem Rate war die Angelegenheit nicht unbekannt. Aus einer geringen Privatsache hatte Gruber vor Jahren durch Anrufung erst des Hofgerichts, dann des Papstes, eine Aktion zu entwickeln verstanden, die mit Klagen, Vorladungen, Unterhandlungen, Zänkereien ohne Ende die ganze Eidgenossenschaft in Anspruch nahm und, weil bereitwillig sowohl Reichsacht wie Bann verhängt wurde, eine widerwärtige und im einzelnen auch recht schädliche Plage bildete. Die Sache ist bezeichnend für den Rechtszustand der Zeit, und höchst bezeichnend ist nun auch, wie Basel durch den Herzog von Urslingen, der dem Gruber die verlangte Hilfe nur allzugern gewährte, unversehens in den Unfug mit hineingerissen wurde.

Es war mit der Gruberfehde schon früher einmal behelligt gewesen, im Jahre 1404. Damals hatte es, seinen Eidgenossen von Bern und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/402&oldid=- (Version vom 1.8.2018)