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wichtige Tat der neuen Regierung war im November 1410 der definitive Sühnvertrag mit Katharina, auf den ein Jahr später dann ein eigentliches Bündnis folgte.

Es fällt schwer, den Gedanken an einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen abzuweisen. Wir dürfen die Partei, die dem Regiment Rotberg-Ehrenfels ein Ende machte, als Trägerin einer der Gruppe Oesterreich-Burgund zugeneigten Politik betrachten, im Gegensätze zu den an das alte, rein habsburgische Oesterreich sich anlehnenden Edeln und Patriziern.


Unterdessen aber dauerte Basels Krieg mit Herzog Friedrich fort, sofern dabei von Krieg geredet werden kann. Noch mehr als bei den Zwistigkeiten mit Katharina bewegte er sich in der Form kleinlicher Plackereien und Raufereien. Auch hier trat der Fürst ganz zurück; er schob Vogt, Amtleute und Städte vor, die sich vor Kurzem erst zur Schirmung und Aufrechterhaltung seiner Herrschaft feierlich verbunden hatten, und ließ diese sich ergehen, wie es ihnen beliebte. Wegnahme von Fuhren, Zollschwierigkeiten, Sperrung von Gefällen, grobes Insultieren von Baslern, die sich etwa drüben blicken ließen, - das Ganze ein häßliches, nie Ruhe gebendes Wesen, das als typisch gelten kann für die Gebahrung der österreichischen Nachbarn in vielen folgenden Jahrzehnten. Hier können wir nur Einzelnes herausheben: die Festnahme des Oltner Zollers durch die Leute von Brugg; die Konfiszierung der Waren, die dem Basler Krämer Lietinger bei Freudenau von der Fähre ins Wasser gefallen waren, durch den Landvogt unter frivoler Geltendmachung eines Grundwuhrrechtes; die Beschimpfung und Mißhandlung von Baslern zu Rheinfelden; sie beklagten sich bitter über den „Unlust“, der ihnen dort geschehe; schon damals flog ihnen das berüchtigte Schimpfwort Kuhgesnier ins Gesicht. Aber bedenklich war, daß auch die Straßen im fernen Tirol nicht mehr als sicher gelten konnten; nahe bei Innsbruck wurde den Baslern Henman Offenburg und Heinrich von Biel eine Fuhre mit Venediger Gut durch Herrn Friedrich von Fledenitz und den herzoglichen Hofmeister Ulrich Winspriacher geraubt, und die Stadt nahm sich ihrer schwer geschädigten Bürger in Klagen und Forderungen vergeblich an.

Besondere Schwierigkeiten bot die Rheinfelder Angelegenheit der Zibolle. Das Schloß war ihnen genommen, aber Niemand wußte noch, wer jetzt eigentlich der Herr des Schlosses sei, ob die Stadt Rheinfelden, ob Katharina, ob Friedrich. Die Nutzungen aber, die vom Schlosse dependierten, die Dörfer, Gefälle, Rechtsame wurden von den Zibollen als

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/398&oldid=- (Version vom 1.8.2018)