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Händen von Bürgern sich befanden; aber gerade in solchen Fällen auch ergaben sich Konflikte, wie der nun bei Rheinfelden bestehende. Deutlich zeigt dieser, wie ungesund an sich dieses Geschäftemachen mit dem Feinde der Stadt war, und wie verhängnisvoll es werden konnte.

Die Lage Zibols war in der Tat eine mißliche. Sollte er jetzt mit seinem starken Schlosse Oesterreich dienen zum Schaden Basels? Sollte er dem Herzog die Oeffnung weigern unter Berufung auf sein Basler Bürgerrecht, wie er sie dem Rate geweigert hatte unter Berufung auf den Pfandvertrag? und neutral bleiben?

Die Rheinfelder Bürger, die schon seinerzeit gegen die Verpfändung des Schlosses an Zibol geredet, „Kummer und Gebreste“ vorausgesagt hatten, machten allen Zweifeln ein Ende. Am 17. Oktober 1409 schickten sie Basel ihren Absagebrief, und kurz darauf bemächtigten sie sich durch einen Handstreich des Schlosses, besetzten es und nahmen den darin wohnenden Zibol — einen der Söhne Jakobs — gefangen. Sie handelten hiebei im Einverständnis mit Graf Herman von Sulz, dem Landvogte Friedrichs; aber Katharina betrachtete die Sache als zu ihren Gunsten geschehen. Sie beauftragte von Wien aus ihren Landvogt und ihren Hubmeister wiederholt, die Feste Rheinfelden zu Händen zu nehmen, dem gefangenen Zibol ein hohes Lösegeld zu auferlegen, den Herzog Friedrich nicht über die Feste kommen zu lassen.

Basel aber auferlegte dem Zibol und seinen Söhnen für den Schaden, den die Stadt von ihrer „Verwahrlosung“ des Schlosses Rheinfelden wegen erlitten habe, die enorme Buße von zwölftausend Gulden. Vielleicht ist aus der Höhe dieser Strafe doch darauf zu schließen, daß der Verlust Rheinfeldens dem Rate das Scheitern eines territorialen Planes, das Zunichtewerden der Aussicht auf eine wichtige Gebietserwerbung bedeutete. Er nahm den Jakob Zibol und zwei seiner Söhne — der dritte war im Schlosse gefangen worden — in harte Haft und entließ sie aus dieser erst gegen das, durch Bürgschaft von Freunden und Verwandten unterstützte Versprechen der Zahlung jener Summe und gegen den feierlichen Verzicht auf jede Rückforderung und Rache. Es war in jedem Betracht eine Katastrophe für Zibol; sein Vermögen war schwer geschädigt, seine öffentliche Stellung vernichtet. Der Chronist der Karthause erkannte darin die Hand Gottes, die den Stolzen demütigt; aber er ließ unentschieden, ob die harte Behandlung Zibols durch den Rat mit Recht oder mit Unrecht geschehen sei.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/392&oldid=- (Version vom 1.8.2018)