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Schon vor diesem Zeitpunkte hatte Katharina in oberrheinischen, auch breisgauischen Angelegenheiten selbständig gehandelt; ihre Erlasse an Smasman von Rappoltstein 1404, an die Stadt Freiburg im Januar 1406, ihre Verleihung des Schlosses Schafgießen im März 1406, zeigen dies. Von jetzt an aber erscheint sie als eigentliche Herrin jedenfalls der linksrheinischen Vorlande.

Was sie von nun an im Besitze dieser Macht vornimmt, tut sie unabhängig von Leopold, unabhängig insbesondere auch von Friedrich, überhaupt selbständig und auf eigene Rechnung, aber jedenfalls im Einverständnis mit ihren burgundischen Verwandten. Als sie im Frühjahr 1407 sich bedrängt und bedroht sah, gab Herzog Johann von Burgund seinem Marschall Johann von Vergy die Weisung, der Katharina auf erstes Ersuchen sofort mit Heeresmacht zuzuziehen und sie in ihren Herrschaften zu schirmen; „denn wir sind gesonnen, unsrer Schwester mit Hintansetzung unsrer eigenen Geschäfte brüderliche Hilfe zu gewähren.“ So stand Burgund allezeit aufmerksam im Hintergründe.


Mit dieser Regentin sollte nun auch Basel zu tun bekommen. Die Stadt empfand mit aller Deutlichkeit, daß die Verhältnisse zur offenen Feindschaft drängten; dasselbe Jahr 1407, zu dessen Beginn sie den Frieden zwischen Oesterreich und den Grafen von Tierstein zu Stande gebracht hatte, zeigt sie mit aller Beflissenheit um Stärkung ihrer Position bemüht, unverkennbar in Erwartung eines schweren Konfliktes.

Vor allem haben wir eine wichtige Ausdehnung des Basler Gebietes namhaft zu machen.

Der Bund mit Bern und Solothurn und die Erwerbung der sisgauischen Herrschaften hatten vor wenigen Jahren stattgefunden; das Eine war geschehen mit Rücksicht auf das Andre. Wenn Basel seine Verbindungen mit den Landen der Eidgenossenschaft weiter ausbilden wollte, so konnten ihm diese Erfolge nicht genügen. Es mußte die beiden Pässe völlig beherrschen und hiefür auch die jenseitigen Zugänge in seine Gewalt bekommen. Beim obern Hauenstein konnte der große buchsgauische Pfandbesitz der von Laufen bei gelegener Zeit hiezu den Anlaß bieten. Am untern Hauenstein dagegen war Olten, die Brückenstadt an der Aare, der begehrenswerte Punkt. Die Stadt war Pfand des Herzogs Friedrich vom Bistum Basel; schon vor Zwanzig Jahren hatte Bischof Imer den Baslern seinen Willen zur Erlangung dieses Pfandes gegeben. Jetzt, im Jahre 1407, kam Basel zur Ausführung des alten Planes; es brachte mit einer

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/382&oldid=- (Version vom 1.8.2018)