Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/380

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

was uns als Oertliches hier begegnet und die eminente kulturhistorische Bedeutung der Lage Basels aufs neue klar macht. Das Basler Bistum wird seit Otto von Grandson wiederholt wälschen Herren gegeben. Die oberrheinischen Familien der Rappoltstein, Tierstein, Ramstein, Hatstat usw. zeigen auffallend zahlreiche wälsche Allianzen; ihre Söhne, aber auch die jungen Markgrafen von Baden und Hochberg, holen ihre Ausbildung am burgundischen und am französischen Hofe, wozu als Gegenstück dienen mag, daß Graf Wilhelm von Vienne, Herr zu Saint Georges, 1413 seinen Sohn nach Basel schickt, um hier Deutsch zu lernen. Wie zahlreiche Basler 1396 dem Prinzen von Burgund nach Nikopolis gefolgt waren, so kämpfen auch Ritter und Edelknechte dieser Gebiete im Kriege des Herzogs Johann von Burgund wider die Lütticher 1408; auf dem Schlachtfelde zu Othey verdienen sich Graf Hans von Tierstein und die Brüder von Ramstein die Ritterwürde. Daß bei der Ausmalung der Elendenkreuzkapelle in Basel 1418 der Rat nicht ein deutsches Gebäude, etwa des nahen Elsasses, sondern die Karthause zu Dijon als Muster aufstellt, ist ein überaus bemerkenswertes Zeugnis; ihm zur Seite treten die Nachweise all der wälschen Beziehungen der Basler Karthause.

Es sind dies nur wenige Einzelheiten aus einer alle Gebiete des öffentlichen und des privaten Lebens berührenden mächtigen Wirkung. Aber wir haben uns klar zu machen, daß diese wälsche Influenz keineswegs etwas Einheitliches ist. Der große Gegensatz Burgund—Frankreich lebt auch in ihr; die einzelnen Mächte, die sich in buntem Wechsel als Träger dieser Tendenzen zeigen, Burgundisch-Neuenburg, Chalon, Vienne, Vergy, Mömpelgard, Froberg usw., wirken nicht gemeinsam, sondern jede für sich selbst und unter Umständen in gegenseitiger Opposition.

Unter ihnen beschäftigt uns an dieser Stelle nur Burgund. Aller Glanz, der auf diesem Reiche ruht, tritt uns entgegen; seine Macht, unter den Herzögen Philipp, Johann, Philipp herrlich emporsteigend, gibt auch den vereinzelten Aeußerungen, die jetzt Basel trafen, ihre Bedeutung. Hinter Allem steht eine große und bestimmte Absicht. Das Greifen nach den oberrheinischen Gebieten ist nicht erst durch Herzog Karl versucht worden. Was bei diesem als neue Idee aufzutreten und ihn mit der Gewalt plötzlicher kühner Eingebung hinzureißen scheint, ist ererbte Politik.

Im September 1378 verständigte sich Herzog Philipp der Kühne von Burgund mit Herzog Leopold von Oesterreich über Vermählung der 1374 geborenen Margaretha, Tochter Philipps, mit Leopolds gleichnamigem Sohne. Diese Ehe kam jedoch nie zu Stande. Margaretha wurde 1385

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/380&oldid=- (Version vom 1.8.2018)