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Solcher Lage der Dinge entsprechend kam es im Jahre 1403, als das Bündnis auslief, nicht zur Erneuerung. Um so bedeutsamer war, daß zur selben Zeit, im November 1403, Basel seinen Bund mit Straßburg verlängerte und bekräftigte. Wie sehr hiebei an Oesterreich gedacht wurde und wie bewußt die Stadt ihren Sympathien und ihrem wirklichen Lebensbedürfnisse Genüge tat, zeigt die Bestimmung des Bundes, daß keine der beiden Städte den Herzogen wider die andre Stadt beistehen solle, und zeigen noch deutlicher die Ergänzungen in den Beibriefen von 1405: gegenseitige Verpflichtung zu Schutz von Freiheiten, Rechten und Gewohnheiten, und gegenseitiges Gelöbnis, ohne die andere Stadt sich niemals mit Oesterreich zu verbünden. Die Gefahr, vom Reiche zu kommen und den Herzogen in die Hände zu fallen, schien den Lenkern beider Städte nahe zu stehen; besorgt schrieb Basel nach Straßburg von dem Gerüchte, daß König Ruprecht die großen Reichsstädte im Elsaß an Herzog Friedrich geben und damit die Macht des Bündnisses Basel-Straßburg zu brechen versuchen wolle. Auf Basel insbesondere scheine es abgesehen zu sein.

So war man sich der alten Feindschaft bewußt. Noch hielt man Frieden. Aber die Beschwerden, die später bei der großen Abrechnung Basels mit der Herrschaft vorgebracht wurden, wegen feilen Kaufs, Gerichtsstandes, freien Zugs, Verkehres, Geleites usw., erwuchsen gerade in Zeiten dieser Art, da man sich zwar nicht bekriegte, aber hüben und drüben der Haß lebte und in zahllosen Zänkereien und Quälereien Ausdruck fand, da Basel auch hinter jenen kleinen Helden der Landstraße, die sich seine Feinde nannten, gelegentlich den Willen der Fürsten von Oesterreich vermuten mochte. Der ganze Zustand, durch kein Bündnis mehr festgehalten, strebte gewaltsam nach einer kriegerischen Entscheidung; und Basel hielt sich gerüstet. Es ordnete seine Streitmittel, stellte eine Kriegskommission auf, sicherte sich auf alle Fälle die Neutralität des Markgrafen Rudolf von Hochberg und des Freiherrn Thüring von Ramstein.

Aber nun trat neben Oesterreich auch Burgund auf und verlangte Geltung.

Die von Westen her zum Oberrhein drängenden Gelüste und Kräfte sind eine charakteristische Erscheinung in der Geschichte dieser Jahrzehnte. Ihre früheren Aeußerungen wurden schon bemerkt; hier ist nochmals auf sie hinzuweisen. Nicht mit vereinzelten Regungen haben wir es zu tun, sondern mit den Symptomen einer allgemeinen und auch anderwärts wirkenden Tendenz. In die großen Zusammenhänge der Politik und einer geistigen, wissenschaftlichen, künstlerischen, gesellschaftlichen Herrschaft ist einzufügen,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/379&oldid=- (Version vom 1.8.2018)