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Aber bei späterer Gelegenheit machte Basel noch einen andern Grund für seinen Kriegszug geltend. Es handelte sich auch hiebei um einen durch die Tiersteiner ausgeführten Ueberfall. Sie hatten auf österreichischem Gebiet, unweit Basels, eine Gesandtschaft des Königs von Cypern, die zu König Karl VI. von Frankreich reiste, festgenommen. Basel hatte sich sogleich ins Mittel gelegt; einen Schatz kostbarer Juwelen, Perlen, Diamanten, Silbergeschirre, vergoldeter Seidenborten, der den Gesandten beim Ueberfall war genommen worden, hatte der Rat in Verwahrung erhalten, wohl deswegen, weil er nicht einem der Gesandten gehörte, sondern einem Dritten, dem Herrn Peter von Beauffremont, Johanniterkomthur in Lothringen. Vielleicht um eben dieses Frevels willen war die Fehde zwischen der österreichischen Herzogin Katharina und den Tiersteinern ausgebrochen; jedenfalls aber stellte Basel später, zu einer Zeit, da es ihm von Wert sein mußte, sein Verhältnis zu Oesterreich als ein gutes gelten zu lassen, dem Herzog Johann von Burgund, Katharinens Bruder, die Sache so dar, daß es vor Pfäffingen gezogen sei, um den der cyprischen Botschaft angetanen Schimpf an den Grafen zu sühnen.

Der Auszug geschah am 5. November 1406, unter Aufgebot der ganzen Streitmacht. Es war auf Eroberung Pfäffingens abgesehen; aber noch ehe die Belagerung begonnen hatte, stellte sich im Freiherrn Thüring von Ramstein der Vermittler ein. Er brachte rasch Belagerer und Belagerte zu einem Vergleich. Dessen Inhalt zeigt deutlich, aus welchen Ursachen Basel den Zug unternommen hatte. Denn vor allem wurde der Lauf und feile Kauf nach Basel wieder proklamiert und dessen Sicherheit durch die Grafen ausdrücklich zugesagt. Auch versprachen sie, künftig die Unverletzlichkeit der Basler Bannmeile zu achten. Wichtig sodann war die gleichfalls im Interesse von Basels täglichem Verkehr getroffene Bestimmung einer neutralen Zone österreichischen Gebietes, innerhalb deren die Grafen die gewohnte Art der Kriegführung mit Verwüsten des Landes und Niederbrennen der Dörfer unterlassen sollten. Ihre Grenze lief von Basel über Ottmarsheim, Mülhausen, Dammerkirch, Altkirch, Pfirt an die Birs. Es war dies ein ausgedehntes Gebiet, und für Basel, das in ihm einen großen Teil seiner Gefälle zu beziehen hatte, hatte diese Bestimmung Wert; aber am erwünschtesten wäre der Stadt die Beendigung des Krieges überhaupt gewesen. Daher übernahm sie die Vermittlung eines Friedens zwischen Tierstein und Oesterreich. Sie ließ sich die Sache angelegen sein; nach Weihnachten fand im Basler Rathause eine große Versammlung statt, bei der von Seiten Oesterreichs der Landvogt sowie alle Vögte und Räte

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/377&oldid=- (Version vom 1.8.2018)