Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/365

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

schrieen gegen das Ungeid und forderten seine Abschaffung. Aberlin der Schleifer, die Gerber Küssi und Luterbach griffen die neue Münze an; die alte sei gut genug, und man dürfe nichts an ihr ändern ohne den Willen der Gemeinde. Der Spengler Rosenbusch rief: wenn die neue Münze zu Stande kommt, so sind die Räte von Basel meineidig.

Aber Münze und Ungeld waren nur die äußern Veranlassungen des Tumultes. Der tiefste Unwille ging doch gegen die Reichen, gegen das geschlossene Wesen des Rates, gegen die Mißachtung der Zunftrechte. Jöselin der Messerbereiter schalt bitter auf die Meister seiner Zunft: sie säßen um nichts da und täten nichts Anderes, als sie zu verderben. Ein Kleinbasler Keßler drohte: es müsse nun etwas Anderes werden, es müsse gehen, wie sie wollen. Auch das Leben waren sie entschlossen daran zu setzen. Wohlauf, es ist so gut heuer erstochen zu werden wie ein ander Jahr!

Sie sammelten sich im Harnisch, um auf den Markt zu ziehen und den Rat zu überwältigen.

Aber dieser hatte seine Gegenmaßregeln schon getroffen, auf den Türmen die Glockenseile hinaufziehen lassen, damit nicht könne Sturm geläutet werden, und die Zünfte aufgeboten.

Freilich hier fand er nicht überall Gehorsam. Bei den Metzgern weigerte sich Clewi Bischof offen: er wolle nichts wider das Gedigen, wider das Volk tun; man heiße sie allezeit schweigen, es werde aber der Tag kommen, da auch sie reden. Und noch gröber Rutsch Pfefflin: man solle ihm folgen, so wollten sie die Räte an die Grinde schlagen. Ulman Mörnach wollte es darauf ankommen lassen: gehe die Sache wider die Zünfte, so wisse er nicht, zu welcher Seite er sich halten werde; es werde einmal eine Stunde kommen oder ein Wind wehen, daß auch sie reden, so daß es Etlichen werde zu den Augen ausgehen.

Die große Mehrzahl indessen stand zum Rate und half ihm den Aufruhr beendigen. Zu einem Kampfe scheint es dabei nicht gekommen zu sein; die Entschlossenheit der Behörde und die Uebermacht ihrer Zunftmannschaft brachen den Mut der Revolutionslustigen. Hinterher freilich stieg dann bei Manchen, die dem Rate geholfen hatten, die Reue auf. Hüglin Maler sagte: hätte ich gewußt, daß die Sache also wäre, man hätte mich acht Tage lang in einen Turm legen müssen, ehe ich es getan hätte; gestern schwur ich also — dabei hob er den Finger auf —, und heut will ich also tun — und hielt den Finger nieder. Und Kunz Schwab der Weinsticher meinte: hätten die Räte zu Bern getan, was die Räte hier getan haben, es geschähe ihnen von dem Gedigen nimmer gut.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/365&oldid=- (Version vom 1.8.2018)