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weniger vermögenden Klassen ein größeres Einkommen aus Arbeit hatten als die Vermögenden, und dieses Einkommen durch die Progression getroffen werden sollte. Immerhin konnte diese Einrichtung als Härte empfunden werden, und die Tatsache, daß von den dreizehn Steuerklassen die acht obersten nicht einmal den dritten Teil des gesamten Steuerertrages aufbrachten, erschien ohne Zweifel Denen als ein schweres Unrecht, die das Meiste von öffentlicher Befugnis in den Händen gerade dieser Reichsten vereinigt sahen. Nehmen wir hinzu, daß die Steuer überhaupt eine seltene und außerordentliche Maßregel war und als solche höchst unwillkommen sein mußte.

Als Drittes sodann ist die Ordnung über die Zunftmeisterwahlen namhaft zu machen. Der Rat bestimmte am 6. Juni 1401, daß der neue Meister jeder Zunft künftig nicht mehr wie bisher durch die ganze Zunft, sondern durch den abtretenden Meister und die neuen und alten Sechser gewählt werden solle; er nannte als Grund dieser Aenderung, daß in den Zünften viele Fremde säßen, die nicht nach Gebühr beurteilen könnten, was gemeiner Stadt, der Zunft und dem Lande nützlich wäre; die Sechser dagegen stünden in solcher Weisheit, daß sie der Stadt Ehre und Nutzen wohl bedächten. Es war ein bedeutsamer Schritt im oligarchischen Sinne; wie der Rat sich faktisch selbst wählte, so sollte nun auch auf den Zünften nur im Kreise Weniger gewählt werden. Zu den Gegensätzen, die im Innern des Rates walteten, trat nun ein weiterer und sehr erheblicher Gegensatz zwischen dem Rate und der Zunftgemeinde, der Bürgerschaft draußen, und die Bedeutung, die dem Eintritt der Zunftmeister in den Rat 1382 zugekommen war, fiel in der Hauptsache dahin.

So wirkte Unzufriedenheit aller Art, wirtschaftlich, sozial, politisch, zusammen, und im November 1402 kam die Gährung zum Ausbruche.

Wir sind über den Verlauf nicht näher unterrichtet; doch zeigen die Strafurteile, die Anfangs Dezembers vom Rate gefällt wurden, die einzelnen Phasen des Tumultes sowie die Hauptschuldigen.

Die Unruhe ging von den Messerschmieden aus, unter denen Meister Mathys, Lienhard von Hagenau, Senger und Hartzkopf die Rädelsführer waren. Sie verweigerten dem Rate den Gehorsam und die Entrichtung der Steuer; ehe sie täten, was die Räte wollten, müßte Blut vergossen werden. Nicht sie sollten das Ungeld zahlen, sondern die Reichen; Heinrich Murer und zwei Andere hätten dem Herzog, dem Feinde der Stadt, sechzehntausend Gulden geliehen. Man wolle in die Häuser Derer gehen, die auf dem Rate Geld stehen hätten, und ihre Schuldbriefe und Siegel zerbrechen; das wäre der beste Kreuzgang, den man tun könnte. Auch Andere

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/364&oldid=- (Version vom 1.8.2018)