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mit dem er in Basel einzureiten liebte, bis hinab zu der schönen Ausfertigung seiner Urkunden. Aber als Vertreter einer anders gearteten, reiferen Kultur, zugleich als Werkzeug einer bestimmten Politik war er für das Bistum ein Fremdling, und dies bestimmte auch sein Verhältnis zu Basel.

Humberts Benehmen mit der Stadt war ein läßliches, ja gleichgültiges. Er erlaubte ihr die Erhebung eines großen Ungeldes; er machte ihr keine Schwierigkeiten, als sie die Aemter des Vitztums und Brotmeisters an sich zog, Olten einlöste, mit Delsberg und dem Münstertal ein ewiges Burgrecht einging, in ihren sisgauischen Herrschaften die Landgrafenrechte erwarb. Ueber dem Ammeistertum, über Eingriffen in die geistliche Gerichtsbarkeit und in die Burgfreiheit u. dgl. m. geriet er dann freilich in Streit mit dem Rate; aber was er dabei vorbrachte, waren wohl weniger eigene Klagen, als solche von mißmutigen adligen Domherren.

Er starb am 22. Juni 1418 in seinem Delsberger Schlosse und wurde zu Basel im Münster begraben, ohne Exequien.


Hier wo ein neuer Abschnitt der Stadtgeschichte anhebt, liegt die Frage nach den Führern der Stadt nahe.

Der Rat umschloß neben vier Rittern und acht Burgern dreißig Zunftvertreter. Die Letztern hatten somit die starke Mehrheit. Und wenn die Bedeutung dieses Umstandes auch insofern geschmälert wurde, als die Wahl der Zunftratsherren durch die Kieser extreme Elemente fernhielt, später die Wahl der Zunftmeister durch die Vorstände die unmittelbare Einwirkung der Gemeinde ausschloß, so blieb doch die Tatsache dieser überwiegend großen Zahl von Zünftigen im Ratssaale; es ist natürlich, daß sie der Behörde einen dauernden Charakter gaben, die Auffassung, den allgemeinen Gang der Dinge, das Wesen der städtischen Politik in der Hauptsache bestimmten.

Neben ihnen oder ihnen gegenüber war die Repräsentanz des Adels als solche eine schwache. Hier kam Alles auf den Einzelnen an, und dasselbe galt von der Gruppe der Achtburger. Letztere, denen meist die Vertreter der Herrenzünfte beizurechnen sind, wirkten durch ihre Eigenschaft als Kapitalisten, Großhändler, Geld- und Geschäftsleute auf das öffentliche Wesen ein. Sie gaben ihm das Kaufmännische, den Geist merkantiler Berechnung auch in der Politik; sie verhalfen der Stadt in diesen Jahren zu der rationellen Finanzwirtschaft, vermöge deren es ihr gelang, die großen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/362&oldid=- (Version vom 1.8.2018)