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Unscheinbar, als das kleinste Territorium von Allen, ruht Basel inmitten des weiten Geländes. Vor den Stadtmauern die Banngrenze umschließt sein Gebiet. Der erste Schritt hierüber hinaus ist 1392 der Erwerb der rechtsrheinischen Stadt. Er darf kaum als Versuch gelten, nun im Breisgau ein Stadtgebiet zu schaffen; er ist eher anzusehen als Schaffung eines Brückenkopfs, als Deckung des Rückens und damit als Erleichterung und Sicherung einer Extension nach Süden. Nur in dieser Richtung war ein Ausweg aus der Umklammerung Oesterreichs möglich. Hier lagen zerstückelte Gebiete des Bischofs und kleiner Herren, lagen die Hauensteinpässe, lagen jenseits dieser die freien Städte Solothurn, Bern und Luzern. Auch wie diese Städte die alten, schwach gewordenen Territorialgewalten überwinden, um nach Norden, zum Jura zu dringen, zeigt die Karte. Basels höchstes Interesse war, sich ihnen zu nähern. Daher der Kauf der bischöflichen Herrschaften im Sisgau, der eine Verbindung mit den Eidgenossen ermöglichte und die Tendenzen Oesterreichs auf Vereinigung seiner argauischen und seiner sundgauischen Gebiete endgiltig zunichte machte.

Immer wieder führt unsere Betrachtung auf den Konflikt der Stadt mit Oesterreich, neben dem ihre Kämpfe mit dem Bistum, mit den Grafen von Tierstein usw. an Bedeutung weit zurück treten. Er macht das Leben dieser Periode aus; was dabei an einzelnen Zwistigkeiten sich geltend macht um Zölle, Freizügigkeit, feilen Kauf, Gerichtsbarkeit usw., ist nur Aeußerung des großen Gegensatzes von Stadtrepublik und Fürstentum, des heftigen Ringens um die Machtstellung am Oberrhein.

Im Hintergrunde dieses Kampfes aber stehen Solche, die zeitweise nur Zuschauer, häufiger jedoch Mitspieler sind: die Wälschen, der Hochberger, der große Markgraf von Niederbaden, der Pfalzgraf.


Daß diese Jahre Epoche bilden, daß die Stadtgeschichte hier an einen Punkt gelangt war, wo ein Altes aufhörte, ein Neues begann, ist nicht zu leugnen.

Die Stadt selbst hat das Bewußtsein, eine Periode dauernd bedeutender Leistungen abgeschlossen hinter sich zu haben; mit Stolz zählt sie in der Einführung des großen Steuergesetzes von 1401 die Leistungen auf: den Erwerb Kleinbasels, den Erwerb der Landschaft, die Richtung mit Oesterreich, den Bau der äußern Ringmauer.

Nach diesem Abschluß aber hebt die neue Zeit, das größte Jahrhundert unsrer städtischen Geschichte, sofort mit einer Aktivität an, die in

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/355&oldid=- (Version vom 1.8.2018)