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Für die Stadt, die zur Herrschaft gelangt war, erwuchs nun die Pflicht, ihre Stellung nach außen zu begründen. Und hiebei handelte es sich vor allem um das Verhältnis zu Oesterreich. Der Kampf mit dieser Herrschaft ist es, was während eines halben Jahrhunderts die Geschichte Basels nicht nur begleitet, sondern erfüllt und beherrscht. Auch dann, wenn zu Zeiten Anderes im Vordergrunde steht.


Ein Blick auf die Karte der oberrheinischen Territorialzustände an der Wende des vierzehnten Jahrhunderts zeigt deutlich, welche Tendenzen und Kräfte da am Werke sind.

Imposant in der Konfiguration ist die Stellung Oesterreichs. Von allen Seiten drängen sich seine Gebietsmassen gegen das Zentrum der ganzen Gegend, Basel, heran. Neben ihnen macht durch seine Geschlossenheit noch Eindruck das Territorium von Hochberg-Röteln. Die alte Gewalt des Basler Bistums aber ist zertrümmert. Es verfügt nur noch über die Täler von Delsberg, Münster und St. Immer mit Biel. Alles Uebrige ist weggegeben an Burgundisch-Neuenburg, Mömpelgard, Oesterreich.

Aus dem Zerfall des Bistums, aus der jetzt schon sich ankündigenden Unfähigkeit kleinerer Herren (Habsburg-Laufenburg, Tierstein, Falkenstein usw.), ihre territoriale Selbständigkeit zu behaupten, entwickelt sich die Umbildung des Gebietes zu einzelnen Territorien. Mitten in solche Kämpfe werden wir hineingeführt, und bedeutsam vor allem ist die Beteiligung der Stadt Basel an ihnen. Hier kommt die ausgiebige Finanzkraft dieser Stadt zur Geltung. Dem Bischof, der ohne Baarvermögen ist und aus den Herrschaftserträgnissen die Schulden des Bistums nicht abzuzahlen und selbst die Zinsen nicht zu leisten vermag, nimmt sie nicht nur Rechtsame, sondern nun namentlich Territorien ab; es ist bezeichnend, wie beim Kauf der sisgauischen Herrschaften der allerkleinste Teil des von Basel gezahlten Geldes in die Tasche des Bischofs gelangt, alles Uebrige an die Deckung seiner Schulden geht. Und in gleicher Weise verfährt dann Basel auch mit kleinen Dynasten seiner Sphäre. Nur gegenüber Oesterreich bedarf es anderer Kräfte und Kampfmittel.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/354&oldid=- (Version vom 1.8.2018)