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mit Bern: er eröffnete neue Horizonte. Die Basler hatten bis dahin die Jurapässe als Reisende, als Kaufleute, auf vereinzelten Kriegszügen überschritten. Jetzt errichteten sie dort ihre Grenzsteine, setzten ihre Vögte in die alten Grafenschlösser über den Straßen. Und ihr Blick ging von den Schroffen des Gebirgs hinab ins weite Land und über die Ebene hin bis zu den gewaltigen Bergen, zu den mächtigen Gemeinden des großen Bundes oberdeutscher Lande.

Der Zeitpunkt auch, in dem solches geschah, war ein überaus wichtiger. „Damals trat die eigentliche Scheidung in dem politischen Entwickelungsgang der schweizerischen und der schwäbischen Gebiete ein. Jetzt trennten sich die Wege vollends und für immer.“ Mitten inne aber stand Basel. Seine Teilnahme am schwäbischen Städtebund, seine Tätigkeit in den Verhandlungen vor Sempach, jetzt sein Bündnis mit Bern und Solothurn bezeichneten deutlich die Art seiner Stellung, aber auch seine Entwickelung, die Richtung, in der es sich bewegte.

An dem Gegensatze, der allenthalben im Reiche Landherrschaft und kommunale Selbständigkeit schied, der jetzt in der Schweiz die Vertreter der fürstlichen Gewalt und die Verteidiger der bürgerlichen und bäuerlichen Freiheit in gewaltigem Kampf gegeneinandergeführt hatte, war auch Basel emporgekommen. Und auch in Bezug hierauf waren diese Jahre, die eine große Periode seiner Geschichte schlossen, ein Moment von höchster Bedeutung. Die Stadt hatte die öffentlichen Hoheitsrechte in ihrer Gewalt; sie besaß die Macht einer Obrigkeit; aber zur vollen Wirkung kam dieser Besitz doch erst jetzt, seit der Rat Kleinbasel mit der großen Stadt vereinigt und vor allem seit er die Landschaft erworben hatte. Erst auf dieser Grundlage war Basel im Stande, mit nachhaltiger Kraft die Führerrolle in diesen Gebieten zu ergreifen und zu behaupten und als souveräne Stadtrepublik den Fürsten entgegenzutreten. Das Bistum schien bei Verfolgung solcher größern Ziele ein Hindernis nicht zu bilden. Aber als eine gewaltige Macht stellte sich Oesterreich entgegen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/350&oldid=- (Version vom 1.8.2018)