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Auch der berühmten Beinheimer Nahme von 1390 ist hier zu gedenken, einer der größten Karawanenplünderungen jener Zeit. Mit ihr gab sich der Stadt Basel zum ersten Male der Markgraf Bernhard von Baden zu spüren; vom alten Grafen Eberhard dem Greiner unterstützt, warf er zwischen Beinheim und Selz einen zur Frankfurter Messe ziehenden, oberrheinischen Kaufmannszug nieder und beraubte ihn; in Basel allein meldeten sich gegen sechzig Kaufleute als geschädigt mit einem Gesamtverlust von gegen zehntausend Gulden. Hienach erklärt sich die Bedeutung des Vorfalls für die Geschichte des Basler Handels. Er steht aber auch in einem allgemeinen politischen Zusammenhang. Bernhard erklärte diesen Streit als Entgelt für die Schädigungen, die er, obwohl neutral, durch den schwäbischen Städtebund bei dessen Kriegen mit Würtemberg erlitten habe. Auch Basel gegenüber berief er sich auf solchen Schaden, ihm zugefügt zu der Zeit, „als der Streit bei Weil geschah, da Die von Basel auf dem Feld mit aufgeworfener Banner dabei gewesen seien!“ Während aber andere der bei Beinheim geschädigten Städte, wie Straßburg und Hagenau, sich auf Grund dieser Auffassung mit ihm verständigten, wollte Basel hiervon nichts hören. Es suchte den Markgrafen vor dem Schiedsgericht des rheinischen Landfriedens, in dessen Gebiete der Raub geschehen war, und erwirkte dort in der Tat eine Verurteilung des Markgrafen; aber da jede Exekutivgewalt fehlte, blieb es beim Spruche. Basel konnte den Gegenstand als unerledigtes Traktandum weiterführen, um ihn erst nach Jahrzehnten wieder, in einem günstiger scheinenden Zeitpunkte, geltend zu machen.

Für die allgemeine Lage war der Handel überaus bezeichnend. Wenn ein Fürst sich solche Gewaltstreiche erlauben konnte, so mußten die Städte aufs Neue an ihr Zusammenhalten sich erinnert fühlen. Aber gerade dieser schwäbische Städtebund war zerfallen, weil der große Zusammenhang gefehlt, kein starkes, gemeinsames Gefühl die Sonderinteressen überwunden hatte. Als Basel nach dem Beinheimer Raube bei Ulm seine Klagen vorbrachte und Beistand begehrte, erhielt es eine kühle bedauernde Ablehnung; es war diesem Bunde im Innersten doch immer fremd gewesen. Und mit Straßburg hatte es seit 1376 keinen Bund mehr.

Aber nun am 12. Juni 1393 kam dieses Bündnis der beiden Städte Straßburg und Basel wieder zu Stande. Sie schlossen es, „um einander beholfen zu sein wider alle ihre Feinde, um ihre Städte und Burger, Leib und Gut, Freiheiten und Rechte gegenseitig zu schirmen“; diese Hilfe sollte geleistet werden vom Hauenstein bis an die Selz und auf beiden

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/346&oldid=- (Version vom 1.8.2018)