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Albrecht einführt und empfiehlt. Den Nachfolger Friedrichs aber, Konrad Münch, nennt Papst Bonifaz einen intrusus, einen Eindringling; er hat das Bistum nicht ihm übergeben, sondern dem Wilhelm von Cordemberghe, der bis dahin urbanistischer Bischof von Tournay (gegenüber dem Clementisten Louis von Tremouille) gewesen war und nun bis 1399, bis zum Amtsantritte Humberts, an der Kurie Bischof von Basel heißt; aber die feierliche Urkunde über die Eidesleistung Konrads vor dem Basler Kapitel wird nach den Pontifikatsjahren des Bonifaz datiert. Das Gleiche geschieht 1395 bei der Eidesleistung des Diebold von Neuenburg für seinen Sohn Humbert, während doch das Haus Neuenburg zur avignonesischen Partei hielt. Beide Fälle vertreten den Ortsgebrauch; sie bezeugen uns, daß das Basler Hochstift urbanistisch war. Und hieraus folgt, daß es sich zwischen Bischof Konrad und dem Papste nicht um den Gegensatz der kirchlichen Obedienz handelte, sondern um die Macht von Kurie und Domkapitel und das Recht der Wahl.

Diese ganze, an Wechsel reiche Geschichte des Bischofsamtes in den 1390er Jahren erhält vielmehr ihre natürliche Erklärung in Gegensätzen von Personen und Familien und in Geldverhältnissen.

Seit Johann von Vienne finden wir das große und von jeher zur Macht strebende Geschlecht der Münch im Domkapitel stark vertreten. Die wichtigsten Ämter sind hier in seinen Händen. Konrad erscheint als Custos 1361, als Schulherr 1366—1377, als Propst seit 1380; sein Bruder Rudolf als Sänger 1366—1377, als Dekan seit 1380; sein Bruder Johann als Sänger seit 1377. Es handelt sich um eine geschlossene Macht, aber nur um eine Partei. Der bestehende Gegensatz findet Ausdruck in der Uebergabe des Bistums durch Imer nicht an den dem Stuhle zunächst stehenden Propst Konrad, sondern an den Straßburger Bischof Friedrich. Es mochte ja bei dem verwahrlosten Zustande des Bistums rätlich sein, einen Fremden zu berufen, der unabhängig war und rücksichtsloser handeln konnte, als ein dem Kapitel angehörender und von diesem auf normale Weise erkorener Herr. Aber diese Erwägung war jedenfalls nicht die einzige. Vielmehr erweist sich jetzt, bei der Uebergabe des Bistums an Friedrich, wer die Führer der Gegenpartei waren: die beiden Grafen von Kiburg, der Custos Eberhard und der Erzpriester Johann. Beide saßen auch im Straßburger Domkapitel und vermittelten jedenfalls die Berufung Friedrichs nach Basel. Hiemit stimmt die auffallende Tatsache, daß als Kapitelsvertreter in den Urkunden Friedrichs nie Einer der Münche, aber stets die beiden Kiburger und der ihnen zugetane Schulherr Heinrich von Masmünster genannt werden.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/339&oldid=- (Version vom 1.8.2018)