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größten Teile aus Zunftvertretern gebildet war, an dessen Spitze noch immer, bis 1390, auch der Ammeister stand; zweimal, 1387 und 1388, wurde der Bürgermeister aus den Achtburgern genommen. Ganz unverkennbar steht die Leitung der städtischen Dinge den bürgerlichen Ständen zu. Hier finden wir die energischen Figuren. Hier die Männer, die an der Spitze des Rates, bei den Gesandtschaften, auf den Versammlungen des Städtebundes hervortreten, die vielgenannten Peter von Laufen, Konrad zur Sonnen, Jakob Zibol, den Weinmann Heinrich Rosegge, den Messerschmied Walther Wissenhorn, der einst schon beim Endinger Tumult 1367 seine Stimme erhoben hatte. Achtburger und Handwerker stehen politisch beisammen, arbeiten gemeinsam für die Unabhängigkeit der Stadt.

Daher auch das scharfe und kräftige Vorgehen dieses Rates gegen den Herrenstand. Schon im Mai 1386 hatte er den Graf von Tierstein, den Claus vom Hus, den Burchard Münch aus dem Bürgerrechte gewiesen, weil sie sich weigerten, mit ihren Festen und Spießen der Stadt zu dienen. Mit einem Zweige der von Eptingen lag die Stadt noch immer in Fehde, und erst 1390 kam ein Friede zu Stande. Im gleichen Jahre bequemte sich der alte Widersacher Rutschman von Blauenstein zur Ruhe. Auch der mächtig vorwärts strebende Markgraf Rudolf von Hochberg bekam die Kraft der benachbarten Stadt zu fühlen, deren Burger er geworden war; als er die Pflichten dieses Burgrechts zu erfüllen sich weigerte, sagte ihm der Rat das Recht für immer auf; dann zogen die Basler ins Feld und verwüsteten ihm das Dorf Binzen.

Auch die große, 1362 begonnene Unternehmung, sämtliche Vorstädte mit einer Ringmauer zu umgeben, wurde 1386 wieder aufgenommen. Sie dauerte, unter Aufwendung gewaltiger Mittel, bis 1398; als sie vollendet war, zog sich um Großbasel eine Wehr von 41 Türmen und 1099 Zinnen. Die Leitung dieser Bauten war Sache des Heinrich Puer, der am 30. Juli 1386 zum Bauherrn der Stadt ernannt wurde.

Endlich die Erweiterung des städtischen Gebietes. Vom Erwerb Kleinbasels 1386 war schon die Rede. Aehnliches geschah im Jura. Zwar die schöne Pfandschaft St. Ursitz Kallenberg Spiegelberg, durch deren Erwerb 1384 der Rat den frühern Pfandherrn Johann von Vienne, Admiral von Frankreich, beseitigt hatte, mußte er 1388 fahren lassen. Die wälsche Tendenz machte sich aufs neue geltend, durch den mächtigen Diebold von Burgundisch-Neuenburg, der schon wiederholt in die Basler Angelegenheiten eingegriffen hatte und dem es nun gelang, Basel aus dem Pfande zu verdrängen. Am 18. September 1388, im Kreuzgang der ehrwürdigen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/332&oldid=- (Version vom 1.8.2018)