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Dieser Sieg der Eidgenossen bedeutete für Basel eine Befreiung. Ganz ohne Zutun der Stadt erfochten, ist er eines der wichtigsten Ereignisse ihrer Geschichte. Kein Heldentum, auf das Basel stolz sein kann. Aber seit diesem Tage hatten die Eidgenossen etwas Großes an Basel zu fordern; indem sie für ihre eigene Freiheit stritten, retteten sie, ohne es zu wissen, auch die Freiheit Basels.

Dem Boten Luzerns, der die ungeheure Nachricht vom Untergange des Herzogs und seines Heeres nach Basel brachte, lohnte der Rat mit einem stattlichen Geschenk. Und dann folgten hier die an Bewegung aller Art so reichen Scenen: die Trauer in den Adelsfamilien der Stadt; das Hereinkommen der im Lande ringsum Angesessenen, um Nachrichten von den Ihren zu holen; die Rückkehr der Geretteten; der Zug, der die Leiche des Markgrafen Otto von Hochberg hier durchführte zum Grab in Thennenbach; die Jahrzeitstiftung im Klingental am Tage der sieben Schläfer für die Seelen der bei Sempach gefallenen sieben Herren von Eptingen usw.

Aber das ist nicht Stadtgeschichte. Als der Rat den Tod Leopolds vernommen, erkannte er sofort die Punkte, auf denen er diesen Tod zu nützen habe. Es war die Vogtei in Großbasel und die Herrschaft über Kleinbasel. Die Gesandten Basels eilten mit gefüllten Taschen zu König Wenzel; schon am 1. August erteilte dieser zu Prag den Baslern die schöne Urkunde, daß die Vogtei des Reiches zu Basel, die durch den Tod des Herzogs ledig geworden, dem Rate zur Besetzung übergeben sei, bis sie das Reich mit tausend Gulden wieder an sich löse. Sodann der Erwerb Kleinbasels. Auch dieser gelang. Am 13. Oktober 1386 traten Leopolds Söhne ihre Pfandschaft Kleinbasel gegen Bezahlung von siebentausend Gulden an den Rat ab, entließen die Kleinbasler ihres Eides gegen Oesterreich und wiesen sie an, der mehrern Stadt zu huldigen und gehorsam zu sein.


Die Jahre nach Sempach zeigen uns Basel im Genusse von Vorteilen, die sich in solcher Weise später nie mehr vereinigten: Oesterreichs Stellung war erschüttert, der Adel furchtbar decimiert, das Bistum in den Händen eines auf Unterstützung angewiesenen Fürsten.

Der Rat von Basel aber war nun völliger Stadtherr. Seit 1373 besaß er Zoll und Münze, seit 1385 das Schultheißenamt, nun auch die Vogtei. Er besaß die „Machtvollkommenheit einer Obrigkeit mit öffentlichen Rechten, eines Landesherrn und Reichsstandes.“ Das Beachtenswerte aber ist, daß diese Gewalt einem Rate zustand, der zum überwiegend

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/331&oldid=- (Version vom 1.8.2018)