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aber als dieser Drohbrief waren der Stadt Basel die Feindseligkeiten und Plackereien, mit denen sie der Herzog durch seine Beamten und Vasallen der vorderösterreichischen Lande heimsuchen ließ; es war die gewohnte, kleinliche und gehässige Art von Krieg, die sich in Verwüstung des Landes, Beraubung und Pfändung einzelner Bürger genug tat. Dabei kam sehr in Betracht, daß seit 21. März 1384 Schloß Istein dem Herzog gehörte. Fehden Basels mit denen von Eptingen, mit der Stadt Breisach, mit dem Edelknecht Ulman Renk, mit Rutschman von Blauenstein erfüllen diese Monate. Die Gewalttätigkeiten des Gegenbischofs Werner Schaler gehören in denselben Zusammenhang. Der Herzog verweigerte Basel die von Bischof Imer gestattete Lösung Oltens. Er hielt die Zinse von Kapitalien zurück, welche Basler Bürger auf den in seinem Pfandbesitz befindlichen Schlössern und Städten Bipp, Erlinsburg, Wietlisbach und Bechburg stehen hatten; Hans Werner Fröwler wurde auf österreichischem Gebiete schwer verwundet und seines Harnisches beraubt, Ottman Billung gefangen genommen, um siebenhundert Gulden beschatzt und weit fort in wälsches Land geschleppt.

In dem Allem offenbart sich uns die schwere Spannung, die Unruhe und Erregung, die den Ausbruch eines großen Krieges täglich erwarten ließ. Denn auch die Gegner Leopolds waren nicht müßig. Das Jahr 1385 begann mit dem großen Bunde zwischen den schwäbischen Städten und den Eidgenossen von Bern, Zürich, Zug und Luzern; Basel rüstete seinerseits mit aller Macht; es beschaffte sich die Mittel durch Ausschreibung einer neuen großen Steuer; es befreite den Rat von unzuverlässigen Mitgliedern durch die Verbannung der Bärenfels, Rotberg usw.; es erließ sogar endlich an seine Bundesstädte in Schwaben die Mahnung, ihre Truppen zum Kriege gegen den Herzog aufzubieten. Der Jakobstag, 25. Juli, wurde zur Versammlung bestimmt. Aber noch kam es nicht zum Schlagen. Man suchte wieder Verständigung, und einzelne der Streitpunkte wurden in der Tat erledigt. Dennoch fühlte Jeder, daß der Krieg vor der Tür stehe, und aus dieser Ueberzeugung heraus gab sich jetzt Basel, im September 1385, das Ammeistertum. Die Leitung der städtischen Dinge sollte einem Manne anvertraut sein, der nicht wie der Bürgermeister Lehensmann eines fremden Herrn war. Nur die Freiheit des Stadthauptes von allen auswärtigen Verpflichtungen bot in diesen Zeiten Gewähr.

Unter Verhandlungen gingen Herbst und Winter hin. Da plötzlich, Ende Jahrs, ohne Kriegsankündigung, begann der Krieg durch Gewalttaten

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/329&oldid=- (Version vom 1.8.2018)