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Unter solchen Umständen war Imer zum Zusammengehen mit der an Hilfsmitteln ihm weit überlegenen Stadt genötigt. Ihren Befürchtungen begegnete er durch das Versprechen, das Bistum an keine fremde Gewalt verhandeln zu wollen, und kurz darauf bezeugte er das enge Verbundensein seiner Interessen mit den ihrigen dadurch, daß er sich ihrem Eintritt in den schwäbischen Städtebund anschloß.

Es war ein Verhältnis zwischen Bischof und Stadt, das äußere Verhältnisse schufen, keineswegs Neigung oder Treue. Imer residierte vorzugsweise in Basel, nur weil die Schlösser im Jura als Pfänder weggegeben waren. Mit dem Herzog verfeindet, von Schulden heimgesucht, sah sich der Freiherr und Fürst gezwungen, gut Freund der Bürger zu sein, und diese hatten darauf zu achten, daß nicht ein Andrer sich des Hochstifts bemächtigte. Es ist im Grunde ein erbärmliches Schauspiel, wie die Stadt dem Bischof unaufhörlich mit Vorschüssen beisteht und dafür durch Pfandnahme ein Recht ums andere an sich zieht. Daß sie so die Schultheißenämter und die Herrschaften im Jura erwarb, ist schon erwähnt worden; aber auch auf das Pfand der Münze schlug Bischof Imer weitere tausend Gulden und versetzte der Stadt sogar sein Silbergeschirr.


Herzog Leopold von Oesterreich hatte in der Mitte der 1370er Jahre den Glauben erwecken können, daß die Geschicke Basels in seine Hand gegeben seien. Weniger durch Gewaltmittel, als durch geschickte Ausnützung der Verhältnisse war er seinem Ziele schon nahe gekommen; da aber hielt er inne. Andre Pläne traten dazwischen, und Basel erfuhr zu seinem Vorteil, daß es natürlich lange nicht der einzige Gegenstand der Wünsche Leopolds sei. Es benützte diese Lage sofort. Dem Adel entgegen, der sich triumphierend schon dazu bereitet hatte, in der durch den Herzog gedemütigten Stadt Meister zu sein, erhob sich die Bürgerschaft mit einer Kraft und mit einer Sicherheit des Handelns, die nach den vorausgegangenen schweren Schlägen erstaunlich ist; in der Parteinahme für Bischof Imer, im Beitritt zum Bunde der Städte bezeugte sie unverhohlen ihren völligen Abfall von Oesterreich.

Leopold aber antwortete nicht mit Gleichem. Er hatte in Oberitalien zu tun, er hatte Pläne in Ungarn. Auf einen Kampf mit dem Städtebund konnte er es nicht ankommen lassen. So begnügte er sich damit, zunächst den König Wenzel gegen Basel aufzureizen. Am 28. Juli 1384 rügte dieser in strengen Worten, daß die Basler am Herzog wortbrüchig geworden seien, und versprach ihm seine Hilfe gegen sie. Empfindlicher

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/328&oldid=- (Version vom 1.8.2018)