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Mit den in solcher Weise umgestalteten Organen des öffentlichen Rechts schuf sich nun Basel, in erstaunlich rascher und energischer Tätigkeit, eine Position, die mit den vor kurzem erst durchlebten Verhältnissen gar nichts mehr gemein hatte.

Vorerst ist zu nennen der Erwerb des Gerichts von St. Alban 1383, der Erwerb des Schultheißenamts in Groß- und in Kleinbasel 1385, der Erwerb der Burg und Stadt Pruntrut, der Burg und Stadt St. Ursanne, der Festen Kallenberg und Spiegelberg (Chauvilier in Frankreich westlich von St. Ursanne und Muriaux in den Freibergen südwestlich von St. Ursanne) 1384, der Erwerb des Rechtes auf Lösung der Stadt Olten 1385. Kräftig erweitert so die Stadt den Bestand ihrer Rechtsame, und hochbedeutsam ist dies erste Fußfassen in den jurassischen Herrschaften wie auch dieser erste Versuch einer Ausdehnung über den Hauenstein hinüber.

Noch wichtiger sind die politischen Taten.

In dem Beitritte Basels zum Nürnberger Landfrieden des Königs Wenzel kam der neue Geist noch nicht zum Ausdruck. Er geschah am 6. April 1385, durch Vermittlung des Herzogs Leopold; wie Basel der Löwengesellschaft sich angeschlossen hatte, so stand es jetzt in diesem Herrenbunde — denn etwas Anderes war der Landfriede nicht — als die einzige Stadt. Aber es war seine letzte Verbindung dieser Art. Zur gleichen Zeit, da es sich dafür gewinnen ließ, ging Bischof Imer zur urbanistischen Partei über, und im Anschlusse hieran vollzog dann auch die Stadt einen Wechsel nicht nur ihrer kirchlichen Obedienz, sondern auch ihrer Politik. Sie bekannte sich offen für Imer und gegen Oesterreich; ihr Eintritt in den schwäbischen Städtebund, am 1. Juni 1384, erwahrte und bezeugte diese Wendung aufs deutlichste.

Am 4. Juni 1376 hatten sich vierzehn Reichsstädte in Schwaben vereinigt zu gegenseitiger Hilfe gegen Verpfändung oder sonstige Schmälerung ihrer Rechtsame. Mit derselben Absicht bildete sich am 20. März 1381 der Bund rheinischer Städte; und als am 17. Juni desselben Jahres beide Bünde sich auf drei Jahre vereinigten, konnte diese Liga als starke Schutzwehr des Städtewesens gelten gegen die Ritterbünde und gegen die Fürsten.

Die Politik vor allem der schwäbischen Städte war eine rastlos vorwärts drängende, auf Machterweiterung bedachte. In diesem Streben scheinen die schwäbischen Städte sich nun um den Beitritt Basels zu ihrem Bunde bemüht zu haben. Eine Verbindung mit den rheinischen Städten wäre Basel näher gelegen; aber es ist anzunehmen, daß die schwäbischen Städte Versprechungen bezüglich der von ihnen zu erwartenden Hilfe gaben,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/325&oldid=- (Version vom 1.8.2018)