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Wenzel für Imer gewonnen und erteilt diesem am 19. Oktober 1383 die Regalien, zunächst auf ein Jahr; zugleich nimmt er ihn in seinen Schutz und beauftragt den Reichslandvogt und die Reichsstädte im Elsaß sowie Bern, Zürich, Luzern und Solothurn, dem Imer beizustehen wider Werner Schaler und alle andern Gegner.

Alle diese Vorgänge haben hohen Wert für die Stadtgeschichte: sie bewirkten eine Schwächung des Bistums, und der Parteiwechsel von 1383 bedeutete eine Opposition gegen Herzog Leopold.


Die schweren Bedrängnisse und Gefahren der Zeit Johanns von Vienne hatten doch das innerste städtische Leben keineswegs geschwächt. Die nächsten Zeiten schon zeigen, daß es durch diesen Druck vielmehr gefördert worden war. Was sein Wesen ausmachte, war nicht zu beseitigen. Weder der schwere Sühnvertrag mit Herzog Leopold noch das ihm folgende Regiment der Adelspartei vermochten den Gang einer durch stets erneute Volkskräfte getragenen Entwickelung des Gemeinwesens zu hemmen. Es war dies durchaus eine Entwickelung im demokratischen Sinne. In der Rede der Frau Katharina von Ramstein, daß es sie nicht mehr gelüste, in Basel zu sein bei dem Kotvolk; in den Aeußerungen des Chronisten über die veränderte Zeit, da das Volk gelernt habe zusammenlaufen, da der Meiste der Minste werde und der Minste der Meiste, ist deutlich ausgesprochen, wie unverkennbar für Jeden die damalige Entwickelung Basels trotz momentanen Störungen ihre Richtung empfing durch die Nichtadligen, durch das Volk, durch die Masse.

Aber an etwas gewaltsam Ausschließliches ist hiebei nicht zu denken. Weder zwischen dem Patriziat der Achtburger und den Zünftlern, noch auch zwischen den Edelleuten und der Bürgerschaft. Freilich fehlt uns jede Möglichkeit nähern Einblicks; Anteil und Verdienst des Einzelnen ist nicht festzustellen. Wir haben uns ein Zusammenwirken von Kräften vorzustellen. Schon die Ratsverfassung schloß Einseitigkeit aus, und das Ende der Entwicklung zeigt sich als Ergebnis einer gemeinsamen Arbeit, verschiedener Anschauungen und verschiedener Fähigkeiten. Der politische Gedanke, die Art der Durchführung mochte den an städtischen Geschäften sich noch beteiligenden Adligen gehören; die Bezeichnung des Zieles aber, der Wille, die Wucht, das Tempo werden als Sache der Bürgerschaft zu gelten haben.

In der Tat wird diese letzte Periode des vierzehnten Jahrhunderts, die in der Stadtgeschichte gekennzeichnet ist als die Zeit mächtigen Emporsteigens, eingeleitet durch einen Sieg der Zünfte.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/323&oldid=- (Version vom 1.8.2018)