Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/315

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Fastnacht Verbannten, auch wenn sie hatten heimkehren dürfen, vom Rate ausgeschlossen und ihrer konfiszierten Güter beraubt.

Im ersten Augenblick muß bei allen Feinden Oesterreichs in Basel die Freude über diesen Ausgang der Sache eine gewaltige gewesen sein. Man hatte eine glänzende Schar von Edlen, unter ihnen den Herzog selbst und die höchsten Herrschaften des Landes, in raschem Anlauf überwältigt, gedemütigt, größtenteils gefangen. Der Rat aber tat das Seinige. Er ließ Strenge walten; den schweren Stadtfriedensbruch zu ahnden, wurden zwölf Hauptschuldige hingerichtet. Den gefangen genommenen Herren gab der Rat die Freiheit, gegen das Versprechen, für das Erlittene sich nicht rächen zu wollen. Vom Herzog Leopold und dem Grafen Egen von Freiburg aber, die Beide am Unglückstage hatten fliehen können, ließ sich der Rat Urkunden ausstellen, die in ihren Landen den Basler Kaufleuten und Gütern gute Behandlung in Zöllen und Geleiten zusicherten. Alles dies geschah in den nächsten Wochen nach dem Ereignis.

Aber nun, nachdem die erste Erschütterung vorüber war, erhoben sich die Gegner der Stadt um so feindseliger. Die geschehene Uebeltat galt nicht als gesühnt durch solche Urkunden und die Strafurteile des Basler Rates. Nicht nur Friede und Geleit war verletzt; edles Blut war geflossen, auf der ritterlichen Ehre der in diesem Bürgerkrawall Ueberwältigten, der Getöteten und Gefangenen lag ein Makel; noch viele Jahrzehnte später empfand die österreichische Ritterschaft die Schmach dieses Tages.

Daher jetzt Klagen und Kriege von allen Seiten über Basel losbrachen, daher namentlich die Rache Herzog Leopolds. Er trug die Sache als einen Landfriedensbruch der Stadt vor den Kaiser und erwirkte die Verhängung der Reichsacht über Basel. Diese Strafe war neben all der sonstigen Bedrängnis und unter den bestehenden Verhältnissen eine so schwere und spürbare, daß Basel, um ihrer los zu werden, sich jedem Begehren des Herzogs geneigt zeigen mußte. Derer in der Stadt, die auch jetzt noch mutig genug waren, um ihm zu widerstehen, waren sehr Wenige im Vergleich zu seinen Anhängern und den zur Unterwerfung Bereiten. Was im Juni 1375 begonnen hatte, fand jetzt seine Fortsetzung.

Die Boten des Rates suchten den Herzog zu Hall im Inntal, und dort kam es am 9. Juli 1376 — genau zehn Jahre vor der Sempacherschlacht — zum Vergleich. Am 24. Juli stellten zu Basel Bürgermeister und Rat den Gegenbrief aus. Das Abkommen war so schimpflich als möglich für Basel. Die Sühne mit Herzog und Adel und die Aufhebung der Acht mußte die Stadt durch das Versprechen erkaufen, dem Herzog und

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/315&oldid=- (Version vom 1.8.2018)