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Herzog Leopold hielt mit zahlreichen Herren seiner Lande Hof in Kleinbasel und kam hiebei wiederholt auch in die große Stadt herüber. Am letzten Tage der Lustbarkeiten, am Dienstag vor Aschermittwoch, 26. Februar 1376, waren in den Domherren- und Adelshöfen des Burgbezirkes Feste mit den Damen, auf dem Münsterplatz wurde turniert. Da entstand plötzlich eine Unruhe. Speere fielen auf die Zuschauer, Rosse liefen in sie. Durch dies Treiben erregt, infolge der letzten Ereignisse höchst reizbar und mißtrauisch, glaubte das Volk an einen tückischen Ueberfall, erhob sich zur Wehr, zur Rache, rief nach Waffen. Man läutete die Sturmglocken. Die Zünfte scharten sich um ihre Banner, stürmten hinauf zum Münster. Ein wilder Tumult brach nun los; die Herren, überrascht und durch das in Massen auf sie einstürmende Volk erschreckt, suchten die Flucht; Herzog Leopold rettete sich in einem Kahn über den Rhein; im Eptingerhof an der Rittergasse aber war die größte Adelsgesellschaft beisammen. Dorthin drang der wilde Haufe, hieb das Tor auf, brach über Herren und Frauen herein. Im Tumult wurden erschlagen die Edelknechte Hanneman von Ongersheim, Wilhelm vom Stein und Hülwer von Velsemberg sowie der gräflich freiburgische Jäger Hans Hasenschnur; Einige, unter ihnen Graf Egen von Freiburg, vermochten durch eine hintere Türe zu entweichen; die Andern alle wurden durch die Bürger gefangen. Es war eine herrliche Beute: die Grafen Walraf von Tierstein, Rudolf und Hänsel von Habsburg, Hug und Heinrich von Montfort, Hans von Greyerz, der Markgraf Rudolf von Hochberg, der Freiherr Johann Ulrich von Hasenburg, zahlreiche Ritter und Edelknechte aus dem Sundgau und Aargau, aus Schwaben, viele aus Tirol, Krain, Oesterreich; auch Geistliche fanden sich vor: der Bischof von Chur, zwei Domherren von Straßburg, ein Chorherr von Augsburg, dann eine Anzahl Schreiber, Beamte, Diener der Edeln. Im ganzen weit über Hundert.

Der Basler Rat redete später „von fremdem Volk und bösen Leuten“, die diesen Auflauf gemacht hätten. Wir können in der Tat an Anstifter auf des Herzogs Seite denken. Aber jedenfalls hatten Solche ihre Genossen und Helfer in der Stadt selbst; mit oder ohne Anstiftung von Außen her fanden sich hier Schuldige, die zum Sturm geläutet, die Haufen geführt, in Totschlag und Mißhandlung sich vergangen hatten. Hartman Rot und Hugo von Schliengen, der Ratsherr der Brotbeckenzunft Gottfried von Buchs, Ottman Kürschner, Lewolf, der Werkmeister Konrad u. A. waren solche Schuldige. Nicht allein in den Augen des Adels. Nach zehn Jahren noch, als doch die Zunftpartei gesiegt hatte, blieben die wegen der bösen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/314&oldid=- (Version vom 1.8.2018)