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dabei eine Last von acht Zentnern Safran. Es war eine Repressalie der elendesten Art, aber völlig im Stile der Zeit; zu ihrer Beschönigung mochte Henman auf die Streitigkeiten seines Lehensherrn, des Bischofs, mit Basel sich berufen, vielleicht auch auf Forderungen, die er noch von Bischofs wegen an die Stadt hatte. Aber die Tat war geschehen im Frieden und Geleit der Landgrafschaft Buchsgau, und der Landgraf Rudolf von Nidau erhob sich sofort zur Bestrafung des Räubers. Ende April 1374 legte er sich vor Falkenstein und bot Basel zur Hülfe auf; die Stadt sandte hundert Schützen und den Werkmeister Konrad mit einer Wurfmaschine. Die Mauern wurden untergraben und beschossen; nach einer Belagerung von vierzehn Wochen, im August 1374, ergab sich die Burg. Den Schloßherrn fand man freilich nicht vor, wohl aber seinen Schwager Burchard von Buchegg, den Grafen Hans von Tierstein, den Konrad von Eptingen und einige andere Edelleute. Diese nahm der Nidauer in seinen Gewahrsam; den Knechten aber, die man betraf, es waren ihrer sechzehn, wurden auf dem Platze vor der Burg durch den Basler Nachrichter die Köpfe abgeschlagen. Die Beute teilten die Eroberer unter sich, und mit ihr auch das durch den Bechburger geraubte Kaufmannsgut. „Nu lug jederman, wo gerechtigkeit were!“ ruft Justinger aus, „darumb sie den röubern ir höupter abslugen, daz taten sie selber und beroubeten die kouflüte zem andern male.“ Das mag für den Grafen von Nidau gelten; Basel gab seinen Anteil an die beraubten Kaufleute heraus, im Betrage von hundertundsiebzig Gulden.

Neben alledem drohte auch die wälsche Gefahr wieder, und unverhohlen sprach der Rat aus, daß der Bischof diese Feinde der Stadt und des Landes unterstütze, sie in seinen Schlössern hause und hofe. In schwerer Besorgnis schrieb er am 4. September seinen Straßburger Freunden, wie er wegen der Ansammlung der „Walchen“ gewarnt worden sei; sie haben Willen, gegen Niemand anders als gegen die Stadt Basel zu ziehen; man wisse, daß drei Herren von Vienne, Verwandte des Bischofs, hiebei treiben und werben.

Aber über den Krieg der Stadt mit dem Bischof selbst vernehmen wir Weniges. Es war eine Fehde wie die andern; Keiner der Streitenden sammelte seine Kraft zu einzelnen starken Schlägen, sondern mit Streifereien und Verwüstungen suchte Jeder den Andern nach Möglichkeit zu schädigen. Ein Unternehmen dieser Art war die Einnahme von Bure bei Pruntrut durch die Basler.

Die Stellung Herzog Leopolds in allen diesen Bewegungen ist anfangs nicht recht ersichtlich. Basel konnte eine Zeitlang glauben, auch jetzt

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/308&oldid=- (Version vom 1.8.2018)