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Jura; es sollte die Fortsetzung alter Freundschaft sein und hauptsächlich zur Abwehr „des fremden schädlichen Volkes“ dienen.

Vor wenigen Jahren waren die Banden Cervolas im Lande gewesen, und man fürchtete eine Wiederholung dieses Unheils. Die wilden Kompagnien im Westen bestanden noch immer; aber jetzt heftete sich die Vorstellung von ihnen nicht mehr an einen Abenteurer wie Cervola gewesen, sondern an den großen Enguerrand von Coucy, Grafen von Soissons und Beford. Dieser hatte Ambitionen, die höher gingen, und erhob eigentliche Forderungen; als Enkel des frühern Herzogs Leopold von Oesterreich verlangre er sein Erbe. Diese persönliche Angelegenheit des Coucy, bei der vielleicht an Gründung einer Herrschaft auf der deutschfranzösischen Grenze gedacht wurde, vermengt sich nun aber nicht allein mit der Sache der Söldnerscharen, sondern auch mit allgemeinen Tendenzen, auf die hier schon einmal hingedeutet worden ist. Es sind die in den burgundischen Gebieten bestehenden Tendenzen einer Einwirkung in die Verhältnisse am Oberrhein.

Dieses Bestreben, das später unverhüllt auftritt, meldet sich auch jetzt. Die „Wälschen“ beginnen ein Faktor zu werden; sie machen in diesen Jahren wiederholt von sich reden, und dabei ist keineswegs an das „üppige schädliche Volk“ der Soldbanden zu denken, sondern an diese Nachbarn auf der Grenze Wälschlands. Sie sind eine Gefahr für Oesterreich so gut wie für Basel. In erster Linie stehen auch jetzt wieder Mömpelgard und Burgundisch-Neuenburg; beachtenswert ist aber, daß der Basler Bischof selbst, Johann von Vienne, wälsches Wesen vertritt und gleichfalls in diese Beziehungen hineingreift. Im Oktober 1366 erscheint er als der Verbündete des Grafen Heinrich von Mömpelgard.

Als Heinrichs Sohn Stephan 1367 die Grafschaft antrat, konnte er mit Stolz ihrer Macht und Größe bewußt sein. Am 19. September 1368 schloß er mit Coucy ein Bündnis gegen Oesterreich. Aber die Feindseligkeiten scheinen nicht sofort begonnen, vielmehr noch Unterhandlungen stattgefunden zu haben. Die österreichischen Herzoge suchten den Coucy mit Geld abzufinden; am 16. Oktober 1368 zahlten sie ihm zweitausend Gulden, wobei Bischof Johann von Basel an seiner Statt die Zahlung in Empfang nahm. Doch ließ sich damit der Krieg nicht aufhalten; er war ein Bedürfnis, der Gegensatz Deutsch und Wälsch in dieser Ecke viel zu lebhaft, und Mömpelgard selbst drängte jedenfalls zum Schlagen. Der Bischof freilich, zu schwach an Kräften und durch eigene Streitigkeiten in Anspruch genommen, hielt sich im Hintergrund; aber die Streitsache erweiterte sich nach einer andern Seite, indem nun auch der uns schon bekannte Diebold von Burgundisch-Neuenburg

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/304&oldid=- (Version vom 1.8.2018)