Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/293

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sofort erhoben sich Herren und Städte dieses Landes zur Abwehr. Bei ihrer ersten Besprechung zu Molsheim, am 26. Juni 1361, war Basel noch nicht anwesend, wohl aber zu Colmar am 25. Mai 1362, wo ein großes Schutzbündnis aller Derjenigen zu Stande kam, die sich bedroht fühlten. Man gab sich das Wort, dem fremden bösen Volke in keiner Weise Vorschub zu leisten, sich gegenseitig gegen dessen Angriffe beizustehen. Der Bund galt für das ganze Gebiet beidseits des Rheins von Gebirg zu Gebirg und von Rheinfelden und St. Hippolyt bis eine Meile Weges vor Weißenburg. Er sollte gelten bis Weihnacht 1362; als dann die Gefahr immer noch drohte, wurde er am 28. Februar 1363 bis Weihnacht 1364 verlängert.

So war die Zeit voll Unruhe und Ahnung, und das Gefühl der Schwüle überkommt auch uns noch deutlich aus den damaligen Aufzeichnungen. Die Stadt sah sich zur äußersten Anstrengung genötigt. Die Wohnungen waren aus dem Schutt des Erdbebens und der Brunst wieder erstanden; jetzt galt alle Kraft den Gräben, Mauern, Türmen. Große Anleihen und ein neues Ungeld brachten die nötigen Gelder; so umfassend war die Arbeit, daß über die allgemeinen Mittel hinaus noch der ganze Ertrag des Mühleungelds jährlich der Fortifikation zugewendet wurde. Durch Anschaffung von Panzern, Armbrüsten, Pfeilen u. dgl., von Zelten, einer mächtigen Wurfmaschine rüstete sich die Stadt wie zur Verteidigung so zu Kriegszug und Angriff. Neben allem her ging die unausgesetzte Tätigkeit des Rates und seiner Boten, die Korrespondenz nach allen Seiten. Die Stadt sorgte auch für Mannschaft. Die Zünfte waren bereit; aber für die ersten Schläge, für Auskundschaftung, für Bewachung der Straßen warb Basel Soldtruppen. Söhne eingeborner Geschlechter und von Familien des bischöflichen Adels, aber auch fremde Söldner, die sich Jedem verkauften, traten jetzt in den Dienst der Stadt; neben diesen Berittenen wurden auch Schützen in größerer Zahl eingestellt. Schon 1364 lag eine Besatzung von Basler Schützen in Granweil; im Januar 1365 beschlossen die Bundesstädte, in die festen Plätze Belfort, Dattenried, Blumenberg, Rotenberg, Pruntrut, Mülhausen Schützenkorps zu legen. Basel sollte hiezu fünzig Mann stellen; sein Kontingent für den Zug ins Feld betrug zwölfhundert Gewaffnete und zweihundert Schützen. Man erwartete den Einfall der Scharen Cervolas hier durch die Lücke des Gebirgs bei Belfort; aber sie zogen nach Norden, brachen in Lothringen ein; am 5. Juli zeigten sie sich vor Straßburg. Man schätzte ihre Zahl auf vierzigtausend Reiter und Fußgänger. Straßburg sandte seine Boten, mahnte um Zuzug,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/293&oldid=- (Version vom 1.8.2018)