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Schaden gebracht. Aber sein Größtes war doch die Vernichtung Basels, der „schönen“, „herrlichen“, „kaiserlichen“ Stadt. Ihr Name ging mit der Kunde von dieser Heimsuchung durch alle Welt; das Erdbeben ist das bekannteste Ereignis ihrer Geschichte. Und doch darf wie gesagt seine Bedeutung für diese Geschichte nicht überschätzt werden. Es hat allerdings einen Stand der Ueberlieferung geschaffen - durch Vernichtung des Stadtarchivs -, der verleiten könnte, von diesem Tag einen neuen Abschnitt der Stadtgeschichte zu datieren. Aber das ist nur zulässig für gewisse Gebiete der Baugeschichte; für alles Andre bildet das Erdbeben ein begleitendes, nicht ein entscheidendes Faktum.


Als das Unglück über Basel hereinbrach, stand die Stadt im traditionellen Bunde mit Straßburg und Freiburg. 1360 wurde dies Bündnis erneuert; das vorhergehende Jahr hatte wieder einen Bund mit Oesterreich gebracht. Als Ergänzung hiezu mag berührt werden, daß Basel in dieser Zeit auch allerhand Streitigkeiten durch Friedensschlüsse zur Ruhe brachte: 1356 mit Diebold von Neuenburg, 1356 mit Graf Eberhard von Werdenberg und mit Luzern, 1357 mit Leobaldus de Rupibus, 1359 mit Hanneman von Neuenstein.

Die Stadt bedurfte in der Tat solcher Beruhigung und Befestigung ihrer Verhältnisse nach möglichst vielen Seiten, da jetzt neue große Gefahren im Anzuge waren.

Zunächst ist Freiburg zu nennen; hier bereiteten sich deutlich wahrnehmbar gewaltsame Dinge vor. Streitigkeiten der Stadt mit dem Grafen und die hinter diesem Zwist stehenden Absichten Oesterreichs ließen die Lage als sehr ernst erscheinen, und Basel mußte auf der Hut sein, um im Falle der Not seine Bundespflicht zu erfüllen.

Ganz andrer Art war die von Westen her sich nahende Bedrohung. Unter den „bösen Gesellschaften“, den Soldkompagnien, die zu jener Zeit Italien und Frankreich mit Mord, Verheerung, Plünderung erfüllten, machte die Bande des Erzpriesters von Cervola von sich reden. Es war dies Arnold von Cervola; er hieß Erzpriester, weil er ein Beneficium zu Vergnes besaß, und seine Gesellschaft trug den Namen der „Engländer“; sie scheint großen Teils aus Bretonen bestanden zu haben. Diese Banden, die ein großer Krieg beschäftigte und festhielt, hatte der am 8. Mai 1360 zu Bretigny zwischen Frankreich und England geschlossene Friede freigemacht; es hieß von dem Erzpriester, daß er jetzt Lust habe, das schöne Elsaß heimzusuchen, seine Rosse im Rhein zu tränken.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/292&oldid=- (Version vom 1.8.2018)