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das Wohnen in Basel war, nämlich die Hälfte des Dorfes Kleinhüningen seitens der Irmentrud von Tegerfelden. Aber der Krieg zog sich in diesen Monaten immer mehr in die Nähe Basels; an eine Uebersiedelung war nicht zu denken; erst im Herbst, als alle Not zu Ende war und der Friede herrschte, konnte sie geschehen. Jetzt verkauften die Frauen ihre Güter in Wehr und Alpfen, erweiterten ihren Besitz in Kleinbasel, verschafften sich die Einwilligung des dortigen Pfarrers zur Niederlassung in seiner Gemeinde; endlich im August 1274 fand der Umzug statt. Die Schwestern kamen in Kleinbasel an, ihrer zwölf an der Zahl, und ließen, während sie einstweilen in den gekauften Häusern sich einrichteten, unverzüglich den Bau des Dormenters beginnen.

Zu beachten ist die Teilnahme Rudolfs von Habsburg, des nunmehrigen Königs, an dieser Verlegung des Klosters. Wie er dem Predigerorden überhaupt zugetan war, so schenkte er nun auch dessen Töchtern im Klingental seine Gunst. Beim Kleinbasler Pfarrer legte er sein gewichtiges Wort ein, damit sie die Erlaubnis zur Niederlassung in der Parochie erhielten; ein Verkehr des Königs und seiner Familie mit dem Kloster ist auch in der Folge bezeugt. Er nützte übrigens diese Beziehungen auch für seine eigenen Interessen; denn daß er im Sommer 1274 umfangreiches Gut des Klosters im Wehratal erwarb, geschah zu Ergänzung seines Familienbesitzes.

Neben Rudolf steht als Gönner Klingentals Herr Walther von Klingen, und diese Beziehungen geben dem Kloster von Anbeginn den Charakter der Vornehmheit. Höher noch als einzelne Erweisungen dieser Gönner war das Ansehen, der allgemeine Ruhm anzuschlagen, der dem Kloster aus ihrer Teilnahme erwuchs und dessen Wirkungen wir durch alle Verhältnisse hindurch verfolgen können. Auch das ist reizvoll zu beobachten, wie das bisherige Landkloster ein städtisches wird; schon eine Vergleichung der Zeugenreihen seiner frühern und seiner jetzigen Urkunden zeigt die Neuheit der Welt, in die es nun versetzt war, die neuen Ansprüche, denen es genügen mußte, wie die neuen Mittel, die sich ihm boten. An der Stelle der rauhen Landjunker und Bauern des Wehratales standen jetzt höfische Ritter, Bürger, Kleinbasler Gewerbsleute; städtisches Leben, und zwar ein solches in reichster Kraft und Bewegung umgab und trug das Kloster, und wie völlig verschieden seine Stellung von der frühern Existenz war, erweist deutlicher als alles Andre die schöne Urkunde des Großbasler Rates 1278, mit der er die Frauen des Klingentales als Bürgerinnen auch seiner Stadt anerkannte und unter seinen Schutz nahm.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/232&oldid=- (Version vom 1.8.2018)