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an den Redakteur Fritz Röttcher der Zeitschrift "Menschheit", die in dem damals noch von den Franzosen besetzten Wiesbaden erschien, beschlagnahmt worden.

Dieser in der gegenwärtigen Hauptverhandlung auf Antrag des Vertreters der Reichsanwaltschaft zur Verlesung gelangte Brief hatte folgenden Wortlaut:

                    Berlin-Johannisthal, 24.8.25
                    Parkstraße 23/bei Thiele

Geehrter Herr Röttcher!

Ich übersende Ihnen anbei eine Darstellung über die Deutsche Luftpolitik. Ich arbeite[WS 1] in der Liga für Menschenrechte als Sachverständiger für Luftfahrtfragen. Bei dem ausschlaggebenden Wert der Luftfahrt für den Zukunftskrieg wird natürlich auch in Deutschland fieberhaft gearbeitet. Was hier seit 1 1/2 Jahren erreicht wurde, davon hat kein Mensch, der außerhalb dieser Bewegung steht, eine Ahnung. Man muß selbstverständlich diese Sachen sehr vorsichtig behandeln. Landesverratsprozeß wäre das erste, sobald man zuviel sagt. Ich habe daher auch verschiedene Punkte sehr vorsichtig gefaßt, obwohl sie in ihrer Bejahung den Tatsachen entsprechen. Ich habe absichtlich eine etwas umständliche Darstellung gewählt, weil es sich hier um Dinge handelt, die in der öffentlichen Deutschen Luftfahrtpropaganda (die vollständig vom Staat beherrscht wird) mit Argumenten operiert wird, deren Zweideutigkeit den meisten Zeitungslesern überhaupt nicht klar ist. Die allerwichtigsten Sachen, wie die organisatorische und strategische Vorbereitung eines Luftkrieges habe ich vollständig weggelassen, es hat keinen Wert Sachen zu veröffentlichen, von denen es besser ist, wenn die maßgebenden Stellen in Deutschland sich der Hoffnung hingeben, diese seien ihr alleiniges Geheimnis. Wenn ich einmal Gelegenheit haben sollte, in nächster Zeit in das Rheinland zu kommen, so würde ich Sie aufsuchen, um - falls Sie es wünschen - Ihnen mündlich ein gesamtes Bild über die Deutsche Luftpolitik, vor allem in militärischer Hinsicht zu geben. Auch muß man allmählich Schritte erwägen, wie man diese Dinge politisch - handelnd parieren kann. In fünf Jahren, das steht für mich fest, ist es zu spät. Herr Schramm von der Liga wird Ihnen jedenfalls auch schon geschrieben haben, ich möchte Sie nur noch bitten, diesen Aufsatz unter "Konrad Widerhold" zu veröffentlichen, ein Pseudonym, unter welchem ich in der "Sonntagszeitung" des Herrn Dr. Erich Scheirer - Stuttgart bereits mehrere Aufsätze veröffentlicht habe, damit ich, im Interesse einer genauen Berichterstattung, meinen Verkehr in Fliegerkreisen aufrechterhalten kann, denn soviel wir von hier aus übersehen, bin

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: arbeit.
Empfohlene Zitierweise:
Reichsgericht: Urteil im Weltbühne-Prozess, AZ: 7 J 35/29 – XII L 5/31. Leipzig 1931, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WBUrteil04.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)