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Verschiedene: Wünschelruthe


     Nun ist er fortgegangen

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Hin in die weite Au

Wonach er trägt Verlangen
Jetzt weiß er es genau.

Züge aus dem Leben.
(Schluß).

Ick hev mal en Röen hat (erzehlt der Alte oft, wenn von guten Hühnerhunden die Rede ist) dat was nu en allerwelts Tewen – o et was ut der Wise mit dem Hund, de har mehr verstand, als en minsche, aber dat lat se seck mal vertellen; de Röe kenn ni lien, wenn ener verbi schot. Ick was mal en freujahr mit en na en Saltköter Holte, nu da wören Sneppen, o soviel Sneppen, as Grut. Nu her ick den Röen so en Glöcksken an en hals bunnen, wenn he denn so in den Büsken reveerd da kann man en hören, nu is dat Glocksken stille, dann steit hei, nu dann krüppt man der hinner. No, den morgen as ick in et Holt kam, glick stand mien Hund. Ick der hinner: kluster, fluster, pluster, da fleug de Lankschnabel up, ick de Viole an en Kopp, Klabatsch – ja ient ginck se hen. De Röe kicke sick ume, um sah mi so vermemsch an, ja ick ärgerde mi selvest, da segt ick to den Hund: no wat soll dat, dat kann en besten passeiren. Ick stoppete wier wat in mine Viole. Allo Avanseh Diane! bei wul ni recht, aberst hei sink doch wier an to seuken. Kling-ling, gunk dat Glöcksschen – bugs da stand hei – ich schlieke mi an, da kieke de Tewe sick orentlich üme, un wulle seggen: nu mak dine Sake got. Ick wischede mi dat Kiekfenster erst ut, hei sprunk in, nu – Klabatsch et was dör den Stert! da wure de Hund en so falsch dat hei mi ni mal ankieken wull, un kraup hinner mi. No ick rege ne an, Avansch! neh! hei ni hinner mi denen, avansch Diane! hei wul parforze nich. Röe sag ick, min leive Röe, ick bidde di um dusend Godes willen avansch! no hei deet doch enmal, et wärde ni lange, da stand hei all wier. No dacht ick nu mustu dinen Sake gut maken. Ick schot nu denken se mal, et was doch wier dören Stert. Mien leive Hund träk den Schwanz twischen de Beine und da gieng hei hin! No konn ick wuncken un stöten so viel ick wull, hei na Hus! No, Recht har de Lewe eigentlich.

Einst lag er an einer höchst gefährlichen Krankheit darnieder, der Arzt hatte ihm das Erdenleben bereits abgesprochen, der Geistliche den Gang zum bessern Leben vorbereitet. Der sonst in solchen Fällen sehr gefaßte Alte kämpfte mit einer ungeheuern Unruhe und gab durch einzelen Worte kund, daß etwas höchst wichtiges sein Gemüth bedrücke. Alle Fragen der Seinigen um das Geheimniß heraus zu bringen, waren vergebens. Endlich als die Unruhe immer zu, die Kräfte[WS 1] immer abnahmen, als der noch einmal ernstlich befragte Arzt alle Lebenshoffnung absprach, entschloß sich der Kranke, seinen Schwiegersohn, den Oberförster, aus das schnellste herbeirufen zu lassen. Dieser erschien gefaßt darauf, ein schwer lastendes Geheimniß zu erfahren. Nur unter vier Augen konnte es entdeckt werden. Nun nachdem auch der Schwiegersohn jede Wahrscheinlichkeit der Genesung abgesprochen hatte, seufzte der Kranke aus schwer gepreßter Brust:

Nu wenn et denn verbi is, wenn ick der denn an mot, so will ick et Sei seggen. Sei könnt nu daun, wat se wilt – an den Lülwes klacken (eine Stelle des Reviers) steit en paar Fist Hirsche – en paar Hirsche, so grot as Ossen! Den Dag vor ick hier liggen gieng häve ick se inespuhrt, un se stohet der auck noch!

Das Geheimniß war entdeckt, das bekümmerte Gemüth beruhigt, nun ward es der Jägernatur auch möglich, die Krankheit zu überwinden. Sehr bald, und noch ehe es gelang die beiden Feisthirsche zu fällen, war unser Alter hergestellt. Um ein Bild des braven Waldmann zu haben mag dieß genügen. Zum Schlusse nur noch ein Wort über seinen vor langen Jahren verstorbenen Schwiegervater, auch ein origineller Waidmann, zu seiner Zeit der erste Büchsenschütze des Landes, ein Schreckensmann bei jedem Scheibenschießen. Eines Sonntages erfuhr er, daß ein benachbarter Edelmann am nächsten Sonntage ein Freischießen halten wolle, und als Preiß des besten Schusses ein schönes Reitpferd wollte ausschießen lassen. Sogleich bestellt der alte Nagelschütze einen Zimmermann und verspricht sehr gute Zahlung, wenn der Meister bis Sonnabend Abend einen kleinen Stall für ein Pferd an das Haus anbauen und ganz fertig machen wolle. Der Stall wird vollendet. Sonntag früh ging er mit seiner Büchse versehen, und beladen mit Sattel und Zügel zum Freischießen, und am Abend sieht man ihn auch ganz munter auf dem schönen Braunen nach Hause reiten, welcher gleich in den neuen Stall einzog.

Das kann man doch seiner Sache gewiß sein, nennen: darum mußte des Mannes Tochter nach den Gesetzen der Wahlverwandschaft nothwendiger Weise unsern damals jungen schmucken Förster heirathen!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Käfte
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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_216.jpg&oldid=- (Version vom 4.2.2018)