Verschiedene: Wünschelruthe | |
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Es werden die Meister reichlich den Lohn ernten für ihr treues stillbegeistertes Streben; sie haben sich auch dazu den Weg gebahnt durch die Bereitung ihrer Tafeln und Farben, wie sie uns verloren ist, im Praktischen vielleicht auf immer; vier Jahrhunderte haben die übriggebliebenen Werke dem größten Theile nach vergessen in Staub und Moder gelegen, sie sind daraus hervorgegangen in frischer Pracht, als wäre eben die letzte Hand daran gelegt, ihnen schadet die Zeit nicht, allein freche Menschengewalt, die es verursacht hat, daß wir nur am letzten kleinen Rest von zahllosen Herrlichkeiten unser Gemüth erheben; wir wollen es dankbar ausrufen, daß man ohne die Bilderstürmerei die Höhe der neuen Kunst auch an der deutschen gemessen hätte; und wenn so manche spätere vielbewunderte Werke in ihrer eignen Finsterniß, im Gifte ihrer eignen farblosen Farbe sich selbst verzehrt haben werden, so wird noch dieser kleine Rest in seiner ursprünglichen Glorie strahlen und es der Welt verkünden was die neue Kunst gewesen.
(Die Fortsetzung folgt).
Der alte Rhein der rauschet,
Die Winde darüber gehn;
Zu Cöllen bei dem Rheine
Da müssen die Rosen verwehn.
Gezogen ein junger Gesell:
„Ich sehe mein Schätzelein wieder,
Wie scheint die Sonne so hell.
Mach auf, mach auf, mein Schätzelein,
Mach auf, mach auf, mein Schätzelein,
Ich will dich führen zum Tanz.“
„Sey stille du da draußen,
Ich hab schon einen Kranz;
Wohl ohne dich geh ich zum Tanz.“
„Und hast du schon einen Kranz im Haar,
Und ohne mich tanzen willt,
So trag’ ich doch so fest und treu
Und bist du schon eines Andern Braut,
Und thust du mir so weh?
Mein Schätzel zu Cölln am Rheine,
Und ich am Bodensee!
Und will auch wieder hin.
Ich habe dich dort im Sinn getrag’n
Und trage dich noch im Sinn.“
Der Gesell der ging zum Bodensee,
Der Kranz der lag im Bodensee
Und auch der junge Gesell.
Der junge Gesell der blieb da lieg’n,
Der Kranz der schwamm in’n Rhein,
Zur Herzallerliebsten sein.
Und als sie den Kranz gefunden,
Da drückt sie ihn an den Mund,
Und mit dem Kranz im Haar sie liegt
Kaum naht der graue Winter mit dem Eise,
Mit Schnee den Berg hier weiß zu überhangen,
So will der Lenz schon wieder ihm erprangen,
Daß blühend sich, der starr getrauert, preise.
Der Sonne macht der Sommer schmachtend bangen,
Da kommt der reiche Herbst und schmückt die Wangen
Des Bergs mit Grün, die Flur mit goldner Speise.
Nichts lebt was nicht des Wechsels sich erfreue,
Füllt sich ein Jahr, und dies empfängt das neue.
Ein Berg erträgt, in Hoffnung hin sich wiegend,
So Frost als Gluth, die Hoffnung stützt die Treue,
Nimm sie, er stürzt, der Jahre Wucht erliegend.
De lange Mann
De gistern vör use Döhr kam
He leit Haar över Haar gahn
He leit en sinnigen in gahn.
Wie groß und lang ist der Mondschein?
Warum hängt der Dieb am Galgen?
Was würdest du am meisten wünschen wenn du in einem Federbette lägest?
An welchem Tage sind die Hunde am betrübtesten?
Wann ist es am gefährlichsten im Garten spatzieren zu gehn?
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)