Seite:Wünschelruthe Ein Zeitblatt 186.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Wünschelruthe


auf den Herzog Ernst (Z. 3617 vgl. Z. 5543) und eine Abhandlung im Altdeutschen Museum (B. 2. S. 245) verweisen.

Für das zweyte Gedicht habe ich in einer handschriftlichen Chronik von Magdeburg eine Aufklärung gefunden, mit welcher verbunden, dieser Spruch als ein kleiner Beytrag zur Geschichte des K. Philipp gelten kann. Da die Sammlung von Minnesingern in weit weniger Händen ist als man wohl wünschen möchte, so lasse ich den Spruch, mit einigen erläuternden Anmerkungen vorausgehen.

König Phillipp zu Magdeburg.




Ez gienc, eins tags als unser herre wart geborn
     Von einer magt die er im ze muoter hat erkorn,
     Ze Magdeburch der kunech Philippes schone.
Da gienc eins keisers Bruder und eins keisers kint

5
     In einer wat, swie doch die namen drige sint.

     Er truoc des riches zepter und die krone.
Er trat vil lise; im was niht gach.
     Im sleich ein hoch geborniu kuneginne nach,
     Rose ane dorn, ein tube sunder gallen.

10
     Diu zuht was niene anderswa.

     Die Duringe und die Sahsen dienten also da
     Daz es den wisen muose wol gevallen.

Z. 1. eines tages als unser herre wart geborn von einer maget am Weihnachtsfeste.

- 4. Die drey von einer wat Einem Gewande umschlossenen namen Personen sind: der König Philipp, Bruder des Kaiser Heinrich’s VI. und Sohn des Kaiser Friedrich’s I. - eine Dreyeinigkeit, in der sich das offenbarste Recht zur Kaiserkrone ausspricht.

- 7. Er ging ruhig und langsam, im Gefühle seines Rechtes; nicht mit der hastigen Eile eines Mannes der schnell an sich reißen will was ihm nicht gehört.

- 8. In eben so stillem, ruhigem Schritte folgte ihm die Königinn Irene, eine Rose ohne Dorn, eine Taube sonder Galle. sleich ist in der alten Sprache ein edles Wort, das nicht durch schlich übersetzt werden darf. hoch geborn heißt Irene als Tochter des Griechischen Kaisers.

- 10. Ordnung, Anstand, Zucht und Sitte, wie sie sonst nirgends zu finden sind, zeichneten diesen feyerlichen Zug aus.

In der Chronik ist diese Anecdote folgender Maßen erzählt:

‚In dem 1198. Jare quemen die Forsten van Sassenn, van Beyern, van Schwauen vnnd Frankenn bp Erforde vp ein feldt thosamende vnnd korenn Philippum keiser Henrichs Broder. Bischop Ludolff van Meydeborch was die erste an dem kore, vnnd konig Philippus gaff loss Bischop Ludolfo das Ingelt vnnd Tinse, den die Bischop von Meideborch lange tidt dem Riche gegeuen hedde.

Dar nach tho Wynachtenn quam Konig Philippus mit drenn konigl. (sic) her tho Meideborch vnnd hadden groten hoff vnnd ging hier gekronet, vnnd mit der Konninginne ging die Ebdisse von Quedlenborch vnd die Hertoch van Sassen; vnnd die Bischop van Hildensem was des Konigs Cantzeler vnnd vorfundt den hoss.‘

Läßt sich eine bessere Erläuterung des Geschichtlichen, das Walther als bekannt voraussetzt, wünschen?

In einem Aufsatze im ersten Hefts des vierten Bandes der wöchentlichen Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters setzt Herr Fr. Karl Köpke diesen Spruch in das Jahr 1204, der nach der Magdeburger Chronik in das Jahr 1198 zu gehören scheint. Da jener Aufsatz als Probe einer Ausgabe der sämmtlichen Werke Walthers von der Vogelweide mitgetheilt wird, so muß die weitere Prüfung Hn. Köpke überlassen bleiben, und wir begnügen uns, bey dieser Gelegenheit auf ein Unternehmen aufmerksam zu machen, das lange schon der Wunsch aller Freunde der Altdeutschen Poesie war, und zu dessen Ausführung schon von mehreren Jahren Hr. Biblioth. Docen Hoffnung machte. Eine sorgfältige Bearbeitung der Gedichte Walthers wird zeigen, daß so wie die Geschichte zur Erläuterung des Dichters so auch der Dichter zur Ergänzung der Geschichte dienen kann.




Der Vertraute.




(Fortsetzung).

Als Nerino ihn Tags darauf wieder zu Gesicht bekam, sagte er ihm: „Ich bin gestern nochmals bei der schönen Frau gewesen, Herr Doktor, es ist aber zum Verzweifeln, da ist der Mann wieder nach Hause gekommen, uns zu stöhren.“ - „Und was habt ihr gemacht?“ fragte der Doktor. „Sie hat mich geschwind in einen Kasten gesteckt, und eine Menge Kleider über mich geworfen, die zum Glück bei der Hand waren. Er mußte wol Verdacht geschöpft haben, denn ich hörte wie er das Oberste zu Unterst kehrte, und alles durcheinander warf, er fand aber nichts, und ging seines

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_186.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)