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Verschiedene: Wünschelruthe


A. schone ich spe da ho(h) sterke die mich
B. krone dich se la so merke hie sich
A. han verladen
B. ergan schaden.

- 2 -

A. war quam gwin der vil wisen zemale
B. gar nam (si)sin den entrisen Parcifale(n)
A. die Venus verschriet
B. sie sus riet

— 3 —

A. Adam Sampsone in ir ziten boug
B. sam da Salmone Daviden troug
A. wirde in ir schöne si selden gein
B, girde kunde gehöne melden ein
A. wiben vervieng
B. liben ir an ergieng.

Daß an ein Paar Stellen die Reime vermißt werden, ist ein dem Abschreiber, sey es dem alten oder dem Zürcher, leicht zu verzeihendes Versehen; denn nichts schreibt sich schwerer als das was keinen Sinn hat. Vielleicht findet sich zufällig die Ausfüllung der Endreime, und dann werden wir sehen, ob der Diuring, oder wer es sonst gewesen seyn wag, im dreyzehnten Jahrhundert, mit eben so viel Glück ein bout-rimé zu machen wußte, als unser Gotter im achtzehenten.

Benecke.




Lied.




     Eine Schwalbe sah' ich schweifen,
Eine Lerche hört' ich singen
Wollt' hinaus ins Freie streifen,
Schwalb' und Lerche Früling bringen. -

5
     Leises Grüßen, holdes Winken

Sind der Liebe stille Zeichen -
Wie des Mondes trautes Blinken
Grüß und Winke mich erreichen. -

     Und die Schwalb' ist fortgeflogen,

10
Und der Lerche Lieder schweigen;

Weiß und frostig angezogen
Will sich noch der Winter zeigen. -

     Wie das Reh, argwöhnend, bange,
Fliehend nur wird Liebe nahen;

15
Locke süß und treu und lange,

Und du wirst sie endlich fahen. -

Z.




Briefe über das neue Theater.




(Fortsetzung).

Es giebt eine artige alte Comödie, die heist Hans Pfriem, der kam unter der Bedingung in den Himmel, daß er auch dort an allem einen wohlbegründeten Tadel zu finden wisse, womit er sich auf Erden verrufen und verhaßt gemacht. Und das gelingt ihm mit allen Patriarchen und Heiligen; als aber die unschuldigen Kindlein kamen, will er schon verzagen, da wirft er ihnen Zuckerwerk, Aepfel und Nüsse hin und als sie darüber herfallen, zeihet er sie der Näschigkeit. So ein dramatischer Hans Pfriem sind Sie auch, sie wissen alles zu tadeln und wo noch etwas in alter[WS 1] Unschuld fortgeht, da möchten sie es auf Abwege lenken, um sich dann darüber aufhalten zu können. Richtete ich mein Theater nach ihren Willen ein, und gäbe zwischen ein Paar Kulissen, oder gar mit mehreren Bühnen über einander fürs Erste lustige Stücke, die nur den Gebildeten ganz verständlich wären, sie wären der Erste, der diese Ueberbilduug rügte, in der die Leute ihre eigne Sprache vergäßen. Oder gefiele es ihnen noch, so blieben sie ganz fort, weil Sie nichts zu tadeln fänden, und blieben die Zuschauer fort, so sagten Sie, daß sie uns wie eine Hunde Comödie mit einer hingeworfenen Bratwurst aus dem Gleise gebracht hätten. Wir kennen euch ihr Herrn, ihr seyd wie Glatteis und führt uns praktische Künstler gern einmal an. Sie vergleichen mich mit einem Bandwurm, ich vergleiche Sie mit einem Bücherwurme, Sie stöbern tagelang nach etwas Seltsamen herum und weil es Ihnen Mühe gemacht hat, sich durch die dicken Bücher durch zu bohren, so sollen wir auch gleich diese Mühe wiederholen diesen seltsamen Fund, der nur Sie interessirt, öffentlich darzustellen. Was Sie von unserm Theater sagen gehört eigentlich gar nicht zu unserm Theater, so wenig wie der Tabacksdampf, durch den sie in ihrem Zimmer zum Himmel blicken, zu diesen Himmel gehört. Auf wessen Seite ist die Hexenküche? Haben Sie je einen Menschen, ein Kunstwerk, selbst die Natur ohne Tabacksdampf und System mit klaren Sinnen und ruhigem Herzen angeschaut? Glauben Sie wohl selbst an ihre Extase über Psyche? Ich nicht. Hachen Sie ihre Verachtung gegen den Amanten aus Einsicht angenommen? Ich glaube nicht, denn Sie haben es nie der Mühe werth gehalten, mit ihm zu sprechen, sie würden sonst gefunden haben, daß er bey aller Lächerlichkeit die Lunge Leber und Magen wie unser einer hat. Sie verdenken mir, daß ich ihn zum Zuhörer des Calderon machte. Aber wo konnte ich einen bessern Repräsentanten der Gesammtmasse des Theaterpublikums finden; von dem ich leben muß.

(Die Fortsetzung folgt).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: aller. Siehe Druckfehler S. 148.
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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)