Seite:Wünschelruthe Ein Zeitblatt 077.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Wünschelruthe

Wenn Gott will so kräht eine Axt unter der Bank.




Die alte Fabel von den zwei Adlern.




(Schluß).

Wie nun der Meeradler einzog in die alte Königsburg, da fand er sie leer und der König Doppeladler war davongeflogen mit wenigen Getreuen, wußte niemand wohin, fiel auch die Burg alsbald in Trümmer, und hätte fast den Meeradler erschlagen.

König Meeradler machte nun, wie er versprochen, die Großen zu Unterkönigen, wollte mit ihnen auch die Felsenburg wieder aufbauen, fiel aber jegliche neue Mauer alsbald wieder ein, und mußte Mancher dabei sein Leben lassen. Hörte also damit auf und zog wieder heim in seinen Wald, von da aus den Unterkönigen befehlend. Die aber hatten gemeint, es unter dem Einköpfigen viel besser zu haben, fanden aber nunmehr, daß der ein entsezlich wildes Raubthier, und sie jezt nur in Frieden lasse, um nachher desto fetteren Fraß an ihnen zu haben, konnten auch bald nicht mehr Thiere genug auftreiben für seine Tafel. Auch fiengen jezt alle noch übrigen Thiere so laut zu murren an, daß die Unterkönige endlich gezwungen wurden, den König Meeradler zu bekriegen. Verjagten ihn auch bald mit seinen Dienern aus ihrem Walde, und etliche Thiere schlugen ihn endlich todt und warfen ihn ins Meer, von dannen er herüber geflogen.

Darauf aber begehrten alle Thiere ihren alten König Adler mit den zwei Köpfen und vier Augen, war er aber noch immer fort unbekannt wo, und gaben sich auch die Großen wenig Mühe, ihn zu suchen. Weil aber die Thiere immer ungeduldiger sein begehrten, richteten die Großen einen Rath auf aus sich, der solle das Regiment führen im Eichwald, bis der alte König Doppeladler wiedergefunden, nach dem sie, wie sie vorgaben, ausziehen wollten in alle Welt.

Damit waren denn auch alle Waldner einstweilen zufrieden, sind auch die in gar großer Anzahl ausgezogen, den Alten zu suchen, hatten ihn aber nach etlichen Jahren noch nicht gefunden, und sollen deshalb noch viele nach ihm herumstreifen.

Doch meinen die im Walde, er werde wohl noch wieder kommen, dieweil über der zertrümmerten Felsenburg jedes Frühjahr in der ersten Morgenröthe ein Rauschen zu vernehmen wie von Adlersflügeln, und, wenn dann die Sonne aufgehe, am äussersten Himmel ein Zeichen zu sehen wie eine große goldene Krone, drauf ein Christuskreutz auf einer Weltkugel leuchte. Auch ginge die Sage, es würde einmal gewaltig viel Blut regnen vom Himmel, und würden viele der edelsten Thiere des Waldes sterben müssen, und all das Blut und die Gebeine und die Erde würden zu Steinen zusammenwachsen und zu hohen, mächtigen Eichen, draus die alte Königsburg wieder aufgebauet werden, und dann der alte König Doppeladler ganz verjüngt zurückkehren, seinen uralten jezt leeren Sitz drinnen wieder ein zu nehmen.

Hornthal.




Reifstein.




(Fortsetzung).

In Rom widmete er sich nun ganz dem Studium der Antiquität und der schönen Künste und lebte im vertrauten Umgange mit Winkelmann, der seiner auch als eines Freundes,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)