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Bernhard Endrulat: Von einem verlorenen Posten. Ein Buch der Erinnerung an Schleswig-Holstein.

war er hinsichtlich seines Charakters durchaus gewachsen. Er wird uns als ein strenger, rücksichtsloser, gewaltthätiger Herrscher geschildert. Zu keiner Zeit aber mußte den Dithmarschern das überhaupt schon verhaßte Fürstenregiment unerträglicher erscheinen, als gerade damals, wo eine große Ueberschwemmung der Elbe die Felder verwüstet, ein äußerst langer, strenger Winter die Vorräthe der Bewohner verzehrt und demnächst erfolgter Mißwachs eine ungewöhnliche Theurung, ja Hungersnoth herbeigeführt hatte, so daß es den Meisten unmöglich war, den harten Anforderungen des Grafen in Bezug auf Steuern und Lieferungen nachzukommen.

Zwar wollte hie und da der dithmarsische Stolz die Armuth nicht eingestehen und so bestärkte namentlich ein Mann den Grafen in seiner Meinung, das Land sei noch immer reich und könne nicht nur die laufenden Abgaben entrichten, sondern auch noch die Rückstände früherer Jahre aufbringen. Dieser Mann, Maes Claus Maes, ein reicher Hofbesitzer auf Heine Vierth bei Eckstedt, war einst vom Grafen Rudolf eingeladen und glänzend bewirthet, unter Anderm auch mit Tafelmusik geehrt worden.[1]

In Erwiderung dieser Einladung gab der reiche Bauer


  1. „Stattlik trakteret mit Seidenspille.“ Johann Adolphi’s, genannt Neocorus, Chronik des Landes Dithmarschen; herausgegeben von Dahlmann.
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Bernhard Endrulat: Von einem verlorenen Posten. Ein Buch der Erinnerung an Schleswig-Holstein.. Gustav Carl Würger, Hamburg 1857, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Von_einem_verlorenen_Posten-Bernhard_Endrulat-1857.pdf/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)