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des Wohlgefallens sein: er wird sich freuen, ein mit ihm gleichgestimmtes Wesen – einen Menschen angetroffen zu haben.


Aber woran soll er diese Vernunftmäßigkeit des gefundnen Gegenstandes erkennen? An nichts anderm, als woran er seine eigne Vernunftmäßigkeit erkennt — am Handeln nach Zwecken. — Die bloße Zweckmäßigkeit des Handelns aber an sich allein, würde zu einer solchen Beurtheilung noch nicht hinreichen; sondern es bedarf noch die Idee des Handelns nach veränderter Zweckmäßigkeit, und zwar von einem Handeln, das verändert ist nach unsrer eignen Zweckmäßigkeit. Gesetzt der Naturmensch handle auf einen Gegenstand, der entweder nach gewissen Regeln aufwächst, Früchte trägt, u. s. w., oder einen, der nach einem gewissen Instinct auf Nahrung ausgeht, schläft, erwacht u. s. w., und den er deshalb als nach Zwecken handelnd beurtheilt. Sobald ein solcher Gegenstand, auf den der Naturmensch seinen Zwecken gemäß gehandelt hat, seinen Gang fortgeht, ohne nach Maßgabe jener Einwirkung eine Veränderung in seinem Zweck anzunehmen, so erkennt er ihn nicht für vernünftig. Als zweckmäßig und freihandelnd werde ich nur das Wesen ansehen, das seinen Zweck, nachdem ich meinen Zweck auf dasselbe anwende, auch ändert. Z. B. Ich brauche Gewalt auf ein Wesen, und es braucht sie auch, ich erzeige ihm eine Wohlthat, es erwiedert sie; so ist immer Veränderung des Zwecks nach dem Zwecke, den ich für dasselbe habe: mit andern Worten, es ist eine Wechselwirkung zwischen mir und diesem

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Johann Gottlieb Fichte: Von der Sprachfähigkeit und dem Ursprung der Sprache. Hofbuchhändler Michaelis, Neu-Streelitz 1795, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Von_der_Sprachfaehigkeit_und_dem_Ursprung_der_Sprache_263.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)