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erzählt unter andern: daß dem Ritter Herrmann,mit dem fürchterlichen Beynamen „der Sarazene“, die Jungfrau Maria erschienen wäre und ihn zu einer himmlischen Mahlzeit eingeladen, auch eine Nonne sogar gesehen habe, wie die Seelen seiner gefallenen Brüder von Engeln gen Himmel getragen sind, worunter vorzüglich zwey hervorgeglänzt haben sollen. So haben alle Zeiten eine große Bank, an die sie die Zahlung für baare Valuta eines hingeopferten Lebens assigniren. Heilige und Engel sollen die Zahlmeister seyn, oder der ewige Nachruhm, oder das Glück der Menschheit; aber wir kennen die Münzsorten nicht, die wir erhalten, sondern nur solche, die wir hingeben, und wissen übrigens nicht, wer das blutige Agio im Umwechseln ersetzt. Einen Beweis des schrecklichen Aberglaubens, wie er noch vor 300 Jahren, selbst bey den Geistlichen herrschte, hat Henneberger[1] in der Geschichte des verlornen Sohnes eines Durbenschen Predigers, Namens Dimler, aufbewahrt,

  1. Hennebergs Preuß. Chronik. S 225.
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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/79&oldid=- (Version vom 13.12.2020)