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Postament von hohen säulenähnlichen Birken umkreist wird — sieht man in ein fruchtbares weites Wiesenthal herab, das auf der einen Seite von angebauten Hügeln umgeben, und von der andern Seite durch die Hoflage und einige Theile des Parks begränzt wird, — besonders aber auch in eine so romantisch wilde Kluft, als ich sie je gesehen, wo Eichenbäume in den kühnsten Haltungen über Abgründen schweben, und unter dem frischen Laube von Haselsträuchen eine Quelle rieselt, deren Fall man auf dem Hügel wie ein leises Gebet der Natur vernimmt.

An einem der, um die Höhe herumstehenden, Birkenbäume windet sich die Inschrift:

„Aussicht in Gottes lachende weite Gefilde,
„Wie erweiterst, wie erhebst du das Herz.“

Dergleichen Inschriften, als Wegweiser der Gefühle, gefallen mir, im Ganzen genommen, nicht. Die Natur bedarf für den, der sie zu empfinden weiß, keines auf ihre deutlichen Worte hinweisenden Griffels, und für den, der sie nicht ohne diesen kennt,

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/68&oldid=- (Version vom 29.12.2019)