Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/447

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

scheinen ihr mehrere angesehene Häuser, wo man fast täglich gemischte, und eben daher sehr angenehme Gesellschaften findet, zu widersprechen. Indessen macht freylich ein großer Theil der Beamten und anderen Einwohner Mitaus, was vielleicht auch nur durch die Theurung des Ortes bewirkt wird, gar kein Haus und läßt sich aus den Gasthöfen speisen.

Da Mitau keine Seestadt ist und das belebte Riga voll Thätigkeit und Industrie so nahe liegt, so ist der Handel hier auch nicht sehr wichtig. Eben daher giebt es unter den hiesigen Kaufleuten auch nur sehr wenige, die man reich nennen kann; viele sind nicht einmal wohlhabend. Ehemals war die Stadt, als Residenz der Herzoge, die, bey nur wenigen Ausgaben für den Staat, sehr beträchtliche Revenüen hatten, und ihrer Hofhaltung daher einen nicht geringen Glanz gaben, viel belebter; die Einwohner selbst, besonders aber die geringeren Klassen, waren wohlhabender.

Als Herzog Ferdinand hier lebte — meldet der Baron von Blomberg in seiner „Description de la Livonie pag. 230.“ — hatte er einen Stall von 30 Gespann Kutschpferden und 300 Reitpferden aus allen Ländern; unter diesen auch eins, das mit dem einen Auge des Tages, mit dem andern aber

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/447&oldid=- (Version vom 12.12.2020)