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ein geliebtes Weib, vertauschte, sind, wie von seiner Gemahlin Anna, nur etwas Staub und Knochen übrig. Herzog Gotthard war in jeder Hinsicht ein merkwürdiger Fürst, von seltener Kraft und Heldengröße, der, von allen Seiten gedrängt und bedroht, im Kampfe gegen überlegene Feinde in sich selbst allemal Mittel fand, um sich mit Ehren zu erhalten. Eben so auch Herzog Jakob, der durch weise Maßregeln seinem Fürstenthum unter den Staaten damaliger Zeit ein beträchtliches Ansehen zu verschaffen wußte. An dem Herzoge Friedrich Kasimir, von einer ungeheuren Perücke und einem rotsammtenen Fürstenmantel umhüllt, sind noch einige Gesichtszüge zu erkennen. Herzog Ernst Johänn aber, der, so wie seine Gemahlin, in einem großen, mit vergoldeter Bronze verzierten, kupfernen Sarge liegt, ist, obgleich er nicht eigentlich balsamirt worden, doch noch völlig kenntlich. Man hat ihn in einem schwarzen Sammtrock und schneeweißer Perücke beygesetzt, mit dem Sterne des Andreasordens auf der todten Brust. Zu einer Fürstengruft, wo der Schmuck nur modernde Gebeine deckt, dahin wandle

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/429&oldid=- (Version vom 12.12.2020)