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seyn. Die Straßen werden täglich leerer, und die eigentlichen Bewohner kehren allmälig in die Ufer ihres gewöhnlichen Lebens zurück. Diejenigen Hausbesitzer, welche ihre eigenen Wohnzimmer an Fremde vermiethet hatten, beziehen diese wieder — kurz Mitau, wie es seyn sollte, ist verschwunden, es erscheint nun, wie es ist, zieht, mit dem Schlusse der Johanniszeit, seinen Alltagsrock wieder an, und legt das glänzende Galla bey Seite. Doch auch in diesem anspruchlosen Gewande will ich eine Zeichnung versuchen. Aber wenn hier die Farben nicht so lebhaft erscheinen, so mag der Leser ein treues Bild einem bloß geschmückten vorziehen.

Mitau, das, die Vorstädte mitgerechnet, etwa 700 Häuser, von denen aber nur ungefähr 40 steinern sind, 6 Kirchen und gegen 12000 Einwohner zählt, liegt in einer weiten Ebene auf Triebsand und Morast, an einem Sumpfbache, die Drixe genannt, welche ganz nahe bey der Stadt ihren Ursprung hat, und einige Werst weiter nordwärts in die Aa, mit der sie, in geringer Entfernung, immer parallel läuft, hinein fällt. Die Stadt

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/425&oldid=- (Version vom 12.12.2020)