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meisten des Abends, wo eine große Menge Menschen hinströmt, und die Straßen dahin mit Equipagen und Fußgängern besetzt sind. Alle Johannisgäste — wie man die zur Stadt gekommenen Fremden nennt — versammeln sich hier, und der Garten dient zugleich als Börse, wo Personen, die mit einander Geschäfte haben, sich zusammen finden. Auf und nieder wogt die Menschenmenge aus allen Ständen, während eine schöne Musik am Eingange ertönt. Die Hauptallee ist zuweilen so angefüllt, daß es Mühe kostet, sich durchzudrängen; weniger besucht sind die dunkeln Gänge im Park, wo im Lispel der bewegten Blätter manches zärtliche Wort verrauscht, und die schweigende Nacht manchen Kuß, manchen Händedruck verschleyert. Wer kann zweifeln, daß es sehr unterhaltend seyn muß, an einem schönen Abend die Menge Spaziergänger, welche in der freyeren Natur, die sie umgiebt, den Zwang der städtischen Weise ablegten, zu beobachten? Nur die ältlichen Herren und Damen sitzen ernst und still auf den Bänken zu beyden Seiten der Hauptallee, während die jüngern auf und nieder wandeln. Dort schielt ein Kundmann

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/420&oldid=- (Version vom 12.12.2020)