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wird es von kleinen, aus einer grünlichen Marmorart gehauenen Tragsteinen unterstützt. Auch von der Kanzel sind deutliche Reste und eben so von dem Glockenthurme vorhanden. Hin und wieder ist indessen das Gewölbe schon eingestürzt, und junge Bäume, die oben auf demselben Wurzel gefaßt haben, blicken durch die geborstene Decke herab auf den mit Schutt und Trümmern angefüllten Boden, über den ihre herabfallenden Schatten hinwallen. Hier thut ein Blick zu dem schönen blauen Himmelsgewölbe, durch das zerbrochene der alten Kirche, dem Herzen wohl; wie die Ewigkeit umfaßt jenes Ruinen und die blühende Natur in unendlicher Weite! Hinter der Kirche, wo wahrscheinlich die Wohnungen der Geistlichen waren, kann man über einige aus der Mauer hervorragende Steine bis zu einer Windeltreppe gelangen, die zu einem Thurme führt, der mit dem Gewölbe der Kirche gleich hoch ist. Es gelang mir, diese Höhe zu erreichen und durch eine herrliche Aussicht ward ich reichlich belohnt. Zu Johannis pflegt man hier, nach einer alten vaterländischen Sitte, in die Fensterößnungen des Thurmes Theertonnen

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/394&oldid=- (Version vom 12.12.2020)