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jährlich hier begangen wird; doch will ich, nach einer Erzählung meiner Freunde, die zugegen waren, eine Beschreibung versuchen. Sie muß schon als Charaktergemälde der Behandlungsweise der Letten in Kurland Interesse gewähren. Nach der Ärndte waren alle Bauern, männlichen und weiblichen Geschlechts, groß und klein, welche zu den beträchtlichen Groß- und Klein-Bersenschen Gütern gehören, an einem bestimmten Tage auf dieser Wiese versammelt, und nur wenige zur Aufsicht der Wohnungen zurückgeblieben. Die Feyer wurde Nachmittags mit einem geistlichen Liede begonnen, worauf der doblensche lettische Kirchspielsprediger eine Rede hielt, welche auf das Fest einer gesegneten Ärndte (in diesen fruchtbaren Gegenden etwas ganz gewöhnliches) Bezug hatte. Eine solche Rede, im Geiste und Sinne des jetzigen doblenschen lettischen Predigers, Herrn Richter, gesprochen, und von diesem höchst achtungswerthen, eben so wahrhaft gelehrten als humanen Manne, vorgetragen, mußte auf alle Anwesende, und eben so gut auf die aus den gebildeteren Ständen, als auf die versammelten Letten, den lebhaftesten

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/387&oldid=- (Version vom 12.12.2020)