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bescheidenes Grabgewölbe zu tragen, in dem die Asche meiner Eltern und einst die meinige ruhen wird. Als ich einer so beträchtlichen Landwirthschaft eben so überdrüßig als unkundig, durch die Verhältnisse meines Amtes und durch meine damalige Absicht, vielleicht auf lange mein Vaterland zu verlassen, die Groß-Wormsahtenschen Güter zu verkaufen bewogen ward, behielt ich dennoch diesen nackten Hügel als Eigenthum zurück, – nur dieses Plätzchen Erde, das einst, die sich im Leben liebten, wieder im Grabe vereint, – das Einzige, was die Geliebten von ihrem Eigenthum nicht missen konnten, diesen Rasen bewahrte ich ihnen, wie dieses Herz, das ewig ihr eigen ist.

Schwingt einst mein Geist den freyen Ätherflügel,
Dann ruht mein Staub in diesem stillen Hügel,
Mit der Geliebten Staub vereint.
Dann suchet die Erinnerungen
Der Leyer, die dann längst verklungen,
Voll sanfter Rührung hier der Freund!

Dann hat man mir aus meinem Leben
Des höhern Aufschwungs Trieb vergeben,
Bis hieher folgt mir nicht der Neid;
Vielleicht, daß dann, was ich gesungen,
Mit Rührung eine Brust durchdrungen
Und sie dem Grabe Klagen weiht.

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/38&oldid=- (Version vom 12.12.2020)