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Gleich hinter dieser Tafel führt der Pfad zu einem hohen Ufer, das einen tiefen und breiten Bach einschließt. Diesem Ufer entlängs geht ein geebneter Weg in die Spaziergänge des Parks, dessen Charakter, in allen seinen Theilen, erhabene, stille, feyerliche Natur ist.

Es war ein sonnenheller Nachmittag; ein starker Wind, der auf der Fläche wehte, konnte jedoch diese von hohen Tannen und Fichten umschatteten Pfade nicht erreichen, und gewährte ihnen nur angenehme Kühlung, während dem er in den hohen Wipfeln brauste, als wollte er, im Einklang mit dem Rauschen des Bachs und den auf den Zweigen des Waldes ruhenden befiederten Sängern, eine Hymne an die Natur ertönen lassen. Einzelne Wolken zogen am Himmel hin; die Sonne hatte diese Feyerkleider des Himmels mit ihren Strahlen geschmückt — in wechselnden Gestalten, denen die Phantasie Deutung gab, flohen sie vorüber. Ich wählte einen Ruhesitz an einer hochstämmigen Birke, deren Rinde die Einschnitte mir geliebter theurer Namen trug, und dachte

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/374&oldid=- (Version vom 12.12.2020)