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wo sehr gutes und wohlfeiles Tuch verfertigt wird. Die Wolle, welche man daselbst verarbeitet, wird auf den beträchtlichen Bliedenschen Gütern, größtentheils von eigenen Schafen, gewonnen. Im Vorbeyfahren sahen wir diese Thiere in einer Anzahl von gewiß mehr als 1000 an den Abhängen weiden, wo sie, wie Schneeflocken; auf den grünen Hügeln lagen[1]. Die Kirche zu Groß-Blieden ist klein, aber gefällig, und die weite Aussicht von dem Thurme, der sich mitten aus dem Dache der Kirche erhebt, entschädigt die Mühe, ihn bestiegen zu haben. Einen in den mehresten hiesigen Kirchen ehemals, häufiger als jezt gewöhnlichen Gebrauch, fand ich auch hier wieder, den nämlich, zum Andenken verstorbener Kinder an den Kirchwänden Kronen und Blumensträußer aufzuhängen, die größtentheils ein Täfelchen, das den Namen des Verstorbenen nennet; zur Seite haben. Mich hat diese Sitte, in der ein so zartes Gefühl liegt, von jeher

  1. Nach Angabe der Beschreibung der Provinz Kurland, Seite 328 hat die Bliedensche Schäferey 1200 Schafe.
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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/366&oldid=- (Version vom 12.12.2020)