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mit seiner Kirche und der Menge, zu dem großen Gute gehörigen Wirthschaftsgebäuden, wie eine kleine Stadt ausnimmt. Das Wetter hatte sich geändert und erlaubte einen Spaziergang. Von der Kirche her fand ich eine recht interessante Aussicht: in der Ferne auf den Windaustrom, der sich in seinen hohen Ufern, wie ein Silberband, durch das schöne grüne Gewand der Natur hinzog; in der Nähe auf den Kirchhof, an dessen Ende eine vorbeymarschirende Artilleriekompagnie ihre Kanonen mit den dazu gehörigen Amunitionswagen aufgeführt hatte, um sie den bewohnten Häusern nicht zu nahe stehen zu lassen. Diese ehernen Korybanten standen vor der ruhigen Schlummerstätte des entschlafenen Landmannes, wie jene griechischen Priester der Cybele vor der Wiege Jupiters, am Berge Ida. Heil uns! dachte ich, diese offenen Feuerschlünde schützen in unserm Vaterlande den friedlichen Landmann und die Gräber seiner Väter. Schweigend stehen sie hier, als ehrten sie die stillen Rasenhügel der Entschlummerten, Doch laut, wie Donner Gottes, ertönt ihre

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/354&oldid=- (Version vom 12.12.2020)