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erhalten. — Doch obgleich im Jahr 1297, wo Bruno starb, und Gottfried von Rogga Herrmeister wurde, immer Kriege zwischen den Erzbischöffen der Stadt Riga und dem Orden wütheten, und ersteren eine Vergiftung allenfalls zuzutrauen gewesen, so schweigt die Geschichte, die eines solchen Umstandes wohl erwähnt haben würde, doch hierüber gänzlich. Es läßt sich vermuthen, daß bey den Kurisch Königschen Freybauern, als am wenigsten von allen andern ihrer Nation eingeschränkt, und als Nachkömmlinge lettischer Fürsten, die alten Nationalsitten sich am meisten erhalten haben müssen. Doch nach den Bemerkungen ihrer Prediger weichen sie in ihren Sitten und Gebräuchen wenig von andern Letten ab, nur daß sie etwas abergläubischer als diese zu seyn scheinen, und noch viel auf Zaubereyen halten. Vor ohngefähr 60 Jahren haben sie noch eine Art Bacchanale in der Johannisnacht, in ihren Wäldern gefeyert, sind, wie man behauptet, ganz nackt herum geschwärmt, und haben verschiedene auf ihren alten Götzendienst Bezug habende Ceremonien

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/320&oldid=- (Version vom 12.12.2020)